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Eine kulturfreundliche Tat

9. November 2001

Ausländische Künstler in Deutschland können endlich aufatmen, denn sie werden von ihrer bisher hohen deutschen Steuerlast befreit.

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Entlastung für Michael Jackson & Co.Bild: AP

Der Finanzausschuss des Bundestages sieht nicht nur eine Steuerreform für Künstler vor, die in Deutschland leben, sondern auch für diejenigen, die nur kurze Zeit in Deutschland arbeiten. Der bisherige pauschale Steuersatz betrug 25 Prozent, nachdem 1996 der damalige Finanzminister Theo Waigel den Satz von 15 auf 25 Prozent erhöht hatte.

Jetzt beschloss der Ausschuss folgende Änderungen: Eine neue Freigrenze macht es möglich, dass kleine Engagements, also Auftritte eines Künstlers bis zu 250 Euro (489 Mark) ganz steuerfrei bleiben. Ab 251 Euro erfolgt eine gestaffelte Besteuerung: bis 500 Euro sollen 10 Prozent Steuern, bis 1000 Euro 15 Prozent und über 1000 Euro 25 Prozent erhoben werden. Ab 2003 wird dieser höchste Steuersatz dann auf 20 Prozent gesenkt werden

Die Reform des Finanzausschusses war dringend überfällig, denn seit Waigels Beschluss von 1996 ist die Zahl der ausländischen Künstler, die in Deutschland arbeiteten, um ein Drittel zurückgegangen.

Waigel wollte Abgaben von Fußball- und Medienstars verlangen, die in Deutschland Millionen verdienten, aber im Ausland lebten. Der Beschluss traf jedoch eher die große Masse von anderen Künstlern: Musiker, Tänzer und Kleinkünstler blieben deutschen Auftrittsorten lieber fern, denn der Verdienst an einem Auftritt ließ nicht einmal genug zum Leben übrig.

Auch betuchte internationale Mega-Stars wie Michael Jackson, die drei Tenöre, U2 oder Chris de Burgh hat der deutsche Fiskus in den letzten Jahren davon abgehalten, in Deutschland aufzutreten. Jackson hätte pro Auftritt sogar 160.000 Mark allein an Steuergeld draufzahlen müssen. Da blieb er lieber ganz weg, zum Leid seiner Fans.

Die Abwesenheit ausländischer Künstler hatte auch Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin seit seinem Amtsantritt immer wieder mit Sorge angemahnt. Olaf Zimmermann vom Deutschen Kulturrat sprach sogar von einer "Kulturvernichtungssteuer“. Jetzt sei mit der Senkung der Steuersätze für ausländische Künstler ein kulturpolitisches Signal für ein weltoffenes Deutschland gesetzt worden, so Nida Rümelin.