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Internationaler Lehrerpreis

Gaby Reucher9. Dezember 2014

Er wird schon als "Nobelpreis für den Lehrerberuf" gehandelt. Der "Global Teacher Prize“ soll das besondere Engagement von Lehrern würdigen und ihr Ansehen stärken. Unter den besten 50 ist auch eine deutsche Lehrerin.

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Lehrerin Mareike Hachemer im Portrait
Bild: privat

In vielen Ländern ist das Ansehen von Lehrern nicht besonders hoch. In ärmeren Staaten sind sie oft schlecht ausgebildet und werden schlecht bezahlt. In Deutschland dagegen sind es die hohen Erwartungen, die die Lehrkräfte kaum erfüllen können. Sie sollen nicht nur Bildungsinhalte vermitteln, sondern gleichzeitig auch Schüler verschiedener Kulturen in die Klassen integrieren, sich um Kinder mit Behinderung kümmern und ältere Schüler auf den Beruf vorbereiten. "Wenn man alles richtig machen will, ist man schnell an seinen Grenzen“, bestätigt Mareike Hachemer. Dabei muss die Berufsschullehrererin aus dem hessischen Groß-Gerau ziemlich viel richtig gemacht haben, denn sie gehört zu den 50 auserwählten Lehrkräften aus aller Welt, die für den "Global Teacher Prize“ nominiert sind.

Auszeichnung für außergewöhnliche Lehrer

Das Besondere an diesem internationalen Lehrerpreis, der 2015 erstmals verliehen wird, ist nicht zuletzt das hohe Preisgeld: Dem außergewöhnlichsten "super-special" Pädagogen winken eine Million US-Dollar. Ausgelobt wird der Preis von der Varkey GEMS Foundation, die das Ansehen des Lehrerberufs fördern will. "Bei diesem Preis geht es nicht allein um das Preisgeld, sondern auch darum, Tausende von inspirierenden Geschichten ans Licht zu bringen“, schreibt der Gründer der Stiftung, der indische Geschäftsmann Sunny Varkey. Die Geschichten sollen zeigen, wie engagierte Lehrer das Leben junger Menschen positiv verändert haben.

Sunny Varkey im Portrait
Stiftungsgründer Sunny Varkey will das Ansehen der Lehrer stärken.Bild: Varkey GEMS Foundation

Mareike Hachemer hat eher zufällig durch Freunde von dem Lehrerpreis erfahren. Vier Kollegen hat sie für den Preis vorgeschlagen - und wurde gleichzeitig auch selbst ins Rennen geschickt. "Es waren Leute gefragt, die tollen Unterricht machen und ein gutes Feedback von Schülern und Eltern bekommen. Da habe ich viele Kollegen“, sagt Hachemer. Außerdem ist der Varkey GEMS Stiftung wichtig, dass die Schüler durch ihre Lehrer auf eine globalisierte Welt vorbereitet werden, dass sie anderen Kulturen gegenüber offen und ohne Rassismus begegnen.

Soziales Engagement ist wichtig

"An unserer Schule haben wir Glück“, sagt Mareike Hachemer. "Der Lehrplan für Englisch bietet viele Möglichkeiten, solche Themen einzubeziehen". So könne man zum Beispiel über die Lebensbedingungen indischer und pakistanischer Mädchen in Großbritannien sprechen - und dann vergleichen, wie das Zusammenleben verschiedener Kulturen in Deutschland funktioniere. Mit Schulbüchern arbeitet die 31-jährige Pädagogin dabei kaum. Ihre Klassen sind oft sehr gemischt, was die verschiedenen Nationalitäten anbelangt, da bekommt man Informationen aus erster Hand. "In meiner Abschlussklasse habe ich zum Beispiel auch vier Schüler pakistanischer Abstammung, die erzählen dann zum Unterrichtsthema, wie sie mit Klischees und Vorurteilen anderer umgehen."

Lehrerin Mareike Hachemer im Portrait
Mareike Hachemer hilft Kindern, ihre Potentiale auszuschöpfenBild: privat

Außerdem macht Mareike Hachemer gerade eine Weiterbildung für den Bereich "darstellendes Spiel“, ein Unterrichtsfach, das sich dem Theaterspiel widmet. "Das Theater ist ein wichtiges Ausdrucksmittel, das Schüler auch emotional berührt. Damit kann man brennende Themen gut in Angriff nehmen", findet die engagierte Lehrerin. Hachemers Schüler sind gerade dabei, ein eigenes Theaterstück zu kreieren. "Unser Thema in diesem Schuljahr ist das Heldentum. Den Schülern geht es dabei viel um soziale Gerechtigkeit. Gerade Figuren, die wenig haben und trotzdem viel geben, sind für sie wahre Helden." Gesellschaftliches Engagement der Lehrer ist ebenso ein Kriterium der Preisrichter wie innovative und effektive Unterrichtsmethoden. Auch dabei konnte Mareike Hachemer bislang überzeugen. Sie hat an ihrer Schule ein Sprachzentrum gegründet und verschiedene Lernplattformen entwickelt, um ihre Schüler individuell zu fördern.

Eine Million Dollar als Anerkennung

Ihr Engagement musste die Pädagogin aber auch unter Beweis stellen - unter anderem sollte sie alle Arbeitgeber der letzten zehn Jahre benennen. "Ich musste viele Nachweise schicken: Arbeitszeugnisse, Unterrichtsentwürfe oder auch Zeitungsartikel." Außerdem sollte sie selbst zu den Kriterien Stellung nehmen und Fragen beantworten. Über 5000 Vorschläge aus 127 Ländern hat die Stiftung bearbeitet und letztendlich 50 Kandidaten in die engere Wahl gezogen. Mareike Hachemer ist mit dabei. "Das freut mich natürlich. Man fühlt sich mit seiner Arbeit anerkannt". Dennoch glaubt sie nicht, dass sie den Preis gewinnen wird.

"Unter den 50 ausgewählten Lehrern sind Leute, die in armen Ländern wirklich um Grundbedürfnisse ringen. Die für Wasseranschlüsse in ihren Dörfern sorgen, die sich für Mädchenschulen einsetzen oder gegen Aids kämpfen." Die, so meint die Berufsschullehrerin bescheiden, hätten den Preis noch viel eher verdient. Was sie selbst mit einer Millionen Dollar machen würde, darüber musste sich Mareike Hachemer trotzdem schon Gedanken machen. Es war Teil der Auswahlkriterien, diese Frage zu beantworten. "Ich habe geschrieben, dass ich die Welt bereisen will, um mich mit Schulen und Theatern auszutauschen. Ich möchte andere Unterrichtskonzepte kennenlernen und sehen, wie andere Länder unterrichten und Theater machen." Aus den 50 nominierten Lehrern werden im Februar noch einmal zehn Kandidaten ausgewählt. Der Gewinner oder die Gewinnerin wird dann am 16. März in Dubai bekannt gegeben.

Logo der Varkey GEMS Stiftung mit einem Baum und dem Schriftzug
Die Varkey GEMS Foundation setzt sich für den Lehrerberuf ein.