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Para-Armee

Fabian Schmidt17. Februar 2009

Im Kosovo wurde eine Armee mit dem Namen Kosovo-Sicherheitskräfte (KSF) ins Leben gerufen. Diese wird das Kosovo-Schutzkorps ablösen, welches bereits formal aufgelöst wurde. Die neue Para-Armee ist hoch umstritten.

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Ein Mitglied der KSF in PristinaBild: AP

Mit der Gründung der neuen Mini-Armee Kosovo-Sicherheitskräfte (Kosovo Security Force - KSF) aus 2500 Soldaten und später zusätzlichen 800 Reservisten am Mittwoch (21.01.2009) erfüllt die Regierung des Kosovo eine Verpflichtung aus dem Plan von UN-Unterhändler Martti Ahtisaari, der Grundlage der Verfassung des jungen Staates ist. Allerdings akzeptiert Belgrad die Gründung der neuen Truppe ebenso wenig wie den Staat Kosovo.

"Niemals akzeptieren"

Der serbische Präsident Boris Tadic, der in der Gründung der Sicherheitskräfte des Kosovo eine Festigung der Unabhängigkeit des jungen Staates sieht, erklärte jedoch, niemals "eine solche Lösung" zu akzeptieren - und verlangte eine Demilitarisierung des Kosovo.

Kosovo - Befreiungsarmee UCK
Waffentradition: Guerillas der Kosovo Liberation Artmy 1999Bild: AP

Dabei sollte gerade die Gründung der KSF einen Bruch mit dem Erbe des Guerillakampfes symbolisieren und gleichzeitig einen Aufbruch in einen multi-ethnischen Staat. Dafür ist der internationalen Gemeinschaft, aber auch moderaten Vertretern der serbischen Minderheit wichtig, dass sie keine institutionelle Kontinuität zum nunmehr aufgelösten Kosovo-Schutzkorps (TMK) darstellt.

Dieses Korps war kurz nach Ende des Kosovokrieges 1999 vor allem als Auffangbecken für ehemalige Kämpfer der ethnisch-albanischen Kosovo-Befreiungsarmee (UCK) gegründet worden. Es hatte zwar vor allem Aufgaben des Zivilschutzes, vergleichbar dem deutschen Technischen Hilfswerk. In der Tat sahen allerdings sowohl Politik, als auch die breite Öffentlichkeit das TMK als Kernzelle einer zukünftigen Armee des Kosovo. So hatte das TMK militärische Ränge und war auch mit leichten Handfeuerwaffen ausgestattet – für die ehemaligen UCK-Kämpfer ein bedeutendes symbolisches Requisit.

"Tag der Emotionen"

Fatmir Sejdiu.jpg
"Tag der Emotionen": Fatmir SejdiuBild: picture-alliance/dpa

Somit ist es für die Kosovo-Albaner auch nicht leicht, sich von ihrer TMK zu trennen: "Heute ist in der Tat ein Tag der Emotionen, aber auch ein historischer Tag, den wir gemeinsam erwartet haben", sagt Präsident Fatmir Sejdiu. "Es ist ein wichtiger Tag in der Entwicklung des Kosovo."

Wenn auch keine institutionelle, so haben die KSF doch eine sichtbare personelle Kontinuität zur TMK. Ihr Kommandeur ist Sylejman Selimi. Dieser war zuvor auch TMK-Kommandeur und UCK-Kämpfer. Seine neue Truppe wird, ebenso wie die TMK, auch nur leicht bewaffnet sein. Ein wichtiger Bruch liegt allerdings in der Symbolik der Abzeichen. Während die TMK-Symbole sich noch stark an der Gestaltung des UCK-Wappens orientiert hatten, sind die neuen Symbole an der blau-gelben multi-ethnischen Flagge des Kosovo orientiert, und nutzen einen ethnisch oder historisch nicht vorbelasteten Löwen und zwei Schwerter als Symbol. Somit betont Selimi: "Ich bin als Ihr Kommandant stolz darauf, der Öffentlichkeit in einer Truppe zu dienen, die ein wichtiger Pfeiler für Sicherheit und ein ruhiges Ambiente im Kosovo sein wird."

Ohne Verteidigungsaufgaben

Die KSF werden auch weiterhin der NATO geführten KFOR unterstellt sein und im Rahmen des UN-Mandats tätig werden. Sie werden keine Verteidigungs- oder Grenzschutzaufgaben wahrnehmen und sich, genauso wie die TMK, vorrangig dem Zivilschutz widmen.

Aber die KSF wurde personell komplett neu zusammengesetzt. Zwar gab es auch in der TMK Angehörige ethnischer Minderheiten, darunter auch Serben, aber ihre Anzahl war zu gering und auch der Korpsgeist der TMK entsprach nicht dem einer multi-ethnischen Truppe. Die meisten TMK-Angehörigen wurden somit nicht in die KSF übernommen und erhalten nun Frühpensionen. Nach einem Rekrutierungsprozess, der durch Ausschreibungen erfolgen soll, werden die neuen Angehörigen dann von NATO-Beratern geschult und müssen sich einer Überprüfung ihrer Vergangenheit unterziehen.

Aufgenommen werden vor allem Kandidaten unter 30 Jahren, die somit in der Zeit des Kosovo-Krieges höchstens 20 Jahre als waren. Sie kommen aus allen ethnischen Gemeinschaften. Zwar soll die KSF nach NATO-Definition keine Armee sein, sie wird sich aber an NATO-Manövern und -Operationen beteiligen. Die KSF soll Ende 2009 vollständig einsatzbereit sein.