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Eine Sache von Tagen

15. März 2003

Im Weltsicherheitsrat konnte keine Einigung in der Irak-Frage erzielt werden. Die drei Kriegsbefürworter Bush, Blair und Aznar treffen sich deshalb auf den Azoren. Der Krieg rückt immer näher.

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Der US-Luftwaffenstützpunkt Lajes auf der Insel Terceira - der Ort des DreiergipfelsBild: AP

Im Vorfeld des Krisengipfels auf den Azoren sind die Hoffnungen auf eine friedliche Beilegung des Irak-Konflikts nahezu auf den Nullpunkt gesunken. Bundeskanzler
Gerhard Schröder bezweifelte, dass sich ein Krieg noch vermeiden lasse. Der britische Außenminister Jack Straw nannte ihn wahrscheinlicher denn je. Auch die bei Athen versammelten EU-Verteidigungsminister äußerten die
Befürchtung, dass ein Krieg nur noch eine Sache von Tagen sei. Deshalb müsse die EU humanitäre Hilfen für die Opfer vorbereiten.

Auf den zu Portugal gehörenden Azoren wollen US-Präsident George W. Bush, der britische Premierminister Tony Blair und der spanische Ministerpräsident Jose Maria Aznar am Sonntag (16.3.2003) über ihr weiteres Vorgehen beraten. Die drei Sicherheitsratsmitglieder wollen dem irakischen Staatschef Saddam Hussein mit Hilfe einer UN-Resolution ein kurzfristiges Ultimatum setzen. Bislang hat sich im Weltsicherheitsrat jedoch keine Mehrheit für eine
kriegslegitimierende Entschließung abgezeichnet.

Bushs Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice nannte den Gipfel einen letzten Vorstoß, um die Partner davon zu überzeugen, "dass sie ihre Verantwortung wahrnehmen sollten". Dagegen sprach der gastgebende portugiesische Ministerpräsident Jose Manual Durao Barroso vom "letzten Versuch, eine friedliche Lösung zu finden."

Diplomatenkreisen zufolge will Blair die umstrittene Resolution zurückziehen, um eine Niederlage im Sicherheitsrat zu vermeiden. Dies allerdings könnte nach Ansicht von Beobachtern einen Kriegsbeginn beschleunigen. US-Beamte bereiten nach eigenen Angaben bereits eine entsprechende Rede des Präsidenten an die Nation vor.

Proteste überall

Demonstration gegen Krieg Stockholm Schweden
Demonstration gegen Krieg in SchwedenBild: AP

Das anschwellende Kriegsgetrommel der US-Regierung
hat am Wochenende erneut weltweite Proteste gegen einen Angriff auf Irak hervorgerufen. Allein in Brüssel demonstrierten 40.000 Menschen, auch in Spanien gingen Zehntausende auf die Straße. 7.500 Türken protestierten in der Hafenstadt Iskenderun gegen die Stationierung von US-Truppen, die dort bereits vor Anker liegen.

In Irak selbst nahmen mehrere Hunderttausend an einer Kundgebung teil, die offenbar von der Regierung organisiert wurde. Auch im Jemen folgten Zehntausende dem Protest-Aufruf ihres Präsidenten Ali Abdullah Saleh. In Griechenland und Japan demonstrierten jeweils über 10.000 Menschen gegen einen Krieg. Weitere Großkundgebungen fanden in Frankreich, Großbritannien, Schweden, Russland, Zypern,
Südkorea, Thailand, Neuseeland und Australien statt.