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Eine wichtige Geste der polnisch-deutschen Versöhnung

19. September 2002

- Einweihung des Friedhofs für die Opfer des ehemaligen Arbeitslagers in Lamsdorf

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Warschau, 17.9.2002, PAP, poln.

Am vergangenen Montag (16.9.) wurde ein Friedhof für die Opfer des ehemaligen Arbeitslagers in Lambinowice (Lamsdorf – MD.) feierlich eingeweiht. In der Nachkriegszeit sind in diesem Lager nach verschiedenen Angaben 1000 bis 1500 Menschen umgekommen.

"Das ist vor allem der Abschluss eines Prozesses der Erinnerung an die Opfer, auf den die Familienangehörigen der Opfer sehr lange warten mussten. Ich bin der Ansicht, dass dadurch auch ein Kapitel in der Geschichte von Lambinowice geschlossen wird. Das ist ein schwieriges Kapitel, über das aber offen und ehrlich gesprochen werden sollte", sagte Andrzej Przewoznik, der Generalsekretär des Rates für die Wahrung der Erinnerung an die Opfer des Kampfes und des Martyriums gegenüber der Polnischen Nachrichtenagentur PAP.

Das Lager in Lambinowice ist 1945 infolge einer Verordnung des Woiwoden der Region Schlesien über die Gründung von Lagern für Personen errichtet worden, die als Deutsche eingestuft wurden. Diese Personen sollten dann jenseits der Oder ausgesiedelt werden. (...). In diesem Lager wurden aber auch Personen interniert, die verdächtigt wurden, den Nachfolgeorganisationen der Nazis nach dem Krieg anzugehören.

Vor dem Gericht in Opole (Oppeln) findet zur Zeit eine Verhandlung gegen Czeslaw G., den ehemaligen Kommandanten des Lagers in Lambinowice statt, der beschuldigt wird, Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, dass er als Kommandant des Lagers in Lambinowice im Jahre 1945 einen Befehl an die Aufseher erteilte, eine der Baracken in Brand zu setzten und dann die Gefangenen zwang, diesen Brand zu löschen. Während dieser Löscharbeiten sollen sowohl die Aufseher als auch der Kommandant persönlich auf die Gefangenen geschossen und sie in das Feuer getrieben haben. Während dieser "Aktion" kamen 48 Menschen ums Leben.

Aus den gefundenen Gefangenenlisten des Lagers geht hervor, das in Lambinowice 1000 bis 1500 Personen starben. Auf der Gedenktafel, die am Montag enthüllt wurde, befinden sich 1137 Namen von Opfern.

Die Namensliste führte jedoch zu Auseinandersetzungen, weswegen die geplante Einweihung des Friedhofs im Juli 2002 verschoben werden musste. Nach inoffiziellen Informationen sollten sich auf der ersten Opferliste, die von der deutschen Seite vorbereitet wurde, auch Namen von Personen befinden, die mit den Deutschen kollaboriert hatten, darunter auch die Namen von Informanten der SS.

"Nach den ersten Missverständnissen und Spannungen zu Beginn ist es jedoch gelungen, diese Angelegenheit zu klären", erklärte Andrzej Przewoznik.

An der Einweihungsfeier nahmen Vertreter der zentralen Behörden und der Selbstverwaltung sowie der Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Wroclaw (Breslau), Peter Ohr teil.

"Wir Deutschen, in deren Namen ich heute sprechen darf, betrachten diese Geste der Versöhnung mit Zufriedenheit und mit größter Dankbarkeit", erklärte Peter Ohr. (Sta)