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Einen Reisepass zum Gucci-Gürtel bitte!

Patrick Tippelt24. Juli 2006

Thailand exportiert erfolgreich gefälschte Pässe. Das Problem wird mit der typischen Behäbigkeit der lokalen Beamten angegangen. Jetzt aber schaltet sich auch das Ausland ein.

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Ach, von Burberry-Pumps bis Viagra, von transparenter Tarnunterwäsche bis Hakenkreuzhemdchen – es gibt nichts, was auf den Straβen Bangkoks nicht an den Mann und die Frau von Welt verscherbelt wird. Urheberrechte werden mit einem charmanten Lächeln unter den wackligen Tisch gekehrt. Es leben die Raubkopien!

Dabei ist dies alles ja Alltag in Bangkok. Gefälschte Studentenausweise und Unidiplome gibt es ebenso wie internationale Führerscheine. Und Thailand liegt auch bei gefälschten Reisepässen an der Weltspitze. Das will schon etwas heiβen.

Peinlicher freier Markt

Nun hat sich aber das Justizministerium das bunte Treiben angeschaut und beschlossen, dass dieser freie Markt doch ein wenig peinlich ist, zumal gleich zwölf Länder Beamte in Bangkok stationiert haben, die sich ausschlieβlich mit den problematischen Passkopien beschäftigen – neben vielen EU-Ländern auch Kanada, die USA und Neuseeland.

Am beliebtesten scheinen Papiere aus Frankreich, Belgien und Spanien, gefolgt von den ehemaligen Tigerstaaten Malaysia, Hongkong und Singapur.

Exportschlager

Die gefälschten Pässe sind wahre Exportschlager. Vor allem in der EU finden sich viele Abnehmer, die von pendelnden Europäern bedient werden; thailändische Kuriere erregen doch zuviel Verdacht. Exakte Zahlen gibt es nicht. 2005 wurden laut thailändischem Einwanderungsamt 572 Kopien beschlagnahmt. Doch die französische Botschaft allein fand 800. 160 Exemplare wurden voriges Jahr am Bangkoker Flughafen gesperrt, 130 bisher in diesem Jahr.

Nun also der Plan des Justizministeriums: drastische Erhöhung des Strafmaβes für die armen Seelen, die sich schnappen lassen. Bis zu 10 Jahre dürfen die dann absitzen. Das Geschäft mit den Pässen blüht in Thailand derzeit dank guter Flugverbindungen in die ganze Welt und laxen Kontrollen. Und der relativ annehmbaren Höchststrafe von 5 Jahren JVA.

Die Justizbeamten gratulieren einander schon mal für die Idee, doch in Diplomatenkreisen werden Augenbrauen hochgezogen – ob diese Maβnahme irgendetwas bringen wird? Auch bisher kamen Ersttäter mit einem glimpflichen Buβgeld davon. Und das zu zahlen ist nicht weiter belastend – mit den Kopien lässt sich einiges verdienen.

Behördliches Kuddelmuddel

Viele Attachés beklagen – nicht einmal hinter vorgehaltener Hand – die recht unnütze Idee. Viel eher sollten sich die vier Vollzugsbehörden rund um Einwanderungsfragen zusammentun und eine Einsatzgruppe stellen, die sich konkret mit dem Problem beschäftigt. Nur hieβe dies auch, dass man eventuelle Misserfolge publik machen müsste. Bisher kann sich das behördliche Kuddelmuddel nicht einmal auf genaue Zahlen einigen.

Was auch wegfiele: die amtliche Schönrederei des doch gravierenden Problems (man denke nur einmal an die regional operierenden Terroristen). So ist der Chef der Einwanderungsstelle am Flughafen fest davon überzeugt, dass die Fälscher eigentlich in Malaysia ihr Unwesen treiben. Tatsächlich aber ist Thailand Produktionsstätte Nummer 1.