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Einfach eintauchen

22. Juli 2003

Und ewig lockt das Wasser. Von den römischen Thermen bis zum Berliner Wellnessbad - Schwimmbäder sind Teil der Kulturgeschichte. Oder sind die goldenen Zeiten der Pools vorbei?

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Reinspringen und wohlfühlenBild: AP

Mitten in der unwirtlichen Sommerhitze Südfrankreichs glitzert der Pool. Niemand geringeres als Romy Schneider und Alain Delon räkeln sich lässig am Rand. Das ist nur eine von ungezählten filmischen Impression zum Therma Swimmingpool - hier aus dem französischen Spielfilm "La piscine". Das Poolmotiv taucht in unzähligen Filmen auf, vor allem im klassischen Hollywoodfilm. Kein Zufall, sagt der Architekt und Historiker Thomas van Leeuwen: "Das Poolmotiv ermöglichte Hollywood, nackte oder halbnackte Menschen zu filmen. Im betont puritanischen Amerika erlaubte der Pool im Film, den Eros zu zeigen - und das schon ab 1932."

Prachtvolle Poolkultur

Die Kulturgeschichte der Pools und Bäder beginnt bereits im 3. Jahrhundert in Rom. Staatskunde und Philosophie werden in den römischen Caracalla-Thermen am Beckenrand gelehrt. Weiter nördlich ist eine Badekultur hingegen völlig unbekannt. Schwimmen können im alten Europa nur die wenigsten. Kirchliche Moralvorstellungen behindern jeglichen Badebetrieb, auch die Seuchen des Mittelalters lassen keine rechte Badelust aufkommen.

Wiederentdeckt wird das Baden in den großen europäischen Städten erst im 19. Jahrhundert. Das geschieht zunächst auf den Flüssen, in fest umrandeten Flussbecken wie dem Frauenbad in Zürich. Langsam entwickeln sich Prachtbäder der Bourgeoisie und die Volksbäder der Industriezeit. Die klassische Poolkultur hingegen entsteht in den Vereinigten Staaten.

Fußball beim Sport
Entspannen in der ThermeBild: AP

Planschen mit Pinguinen

Nirgendwo entwickelt sich ein so ausgeprägter Kult um den Pool wie in Kalifornien. Pools mit den außergewöhnlichsten Formen, ganze Parks und künstlichen Schlösser werden geflutet. Das goldene Zeitalter des Swimmingpools bricht an. Der Künstler Ed Rucha wird durch seine Luftaufnahmen der Pools von Los Angeles bekannt. Spezielle Poolkacheln wurden angefertigt, der Boden bemalt. Charlie Chaplin ist stolz darauf, den dekorativsten Pool Hollywoods zu besitzen.

Swimming Pool
Schwimmen 1932Bild: AP

Seit einigen Jahren wird der Pool in Amerika aber immer öfter als Gefahrenquelle gesehen. "Die Amerikaner haben erkannt, dass Schwimmen gefährlich und der Pool eine Bedrohung ist. Zuerst wurde das Sprungbrett entfernt, das die ersten Pools immer hatten, dann wurden die Kinder entfernt und der Pool mit hohen Sicherheitszäunen umgeben, schließlich entfernte man sich selbst vom Pool", sagt der Historiker van Leeuwen. Manche haben konsequenterweise ihre Pools mit Sand und Erde zugeschüttet, nach dem Motto: nur ein mit Sand gefüllter Pool ist ein sicherer Pool. Manche haben das Becken denjenigen geöffnet, die besser schwimmen als wir: Fröschen, Wasservögeln und Fischen, sogar Pinguine bevölkern einige der kalifornischen Pools.

Schwimmen mit Dolby-Surround-Sound

Frauenbad in Zürich
Frauenbad in ZürichBild: Archiv Sportamt Zürich

Ob es auch in Europa zum langsamen Aussterben der Pools kommen wird? Wohl kaum. Neue Konzepte und Wellness-Angebote sorgen für einen ungebrochenen Bade-Boom. Im Berliner "Liquidrom" kann man zum Beispiel in 37 Grad warmem Salzwasser unter Wasser Musik und sogar Walklänge hören: Eine Inszenierung des Bades als Musikraum, ein klingender, mit Wasser gefüllter Klangkörper, ein Konzertsaal im Dolby-Surround-Sound. Sollen die Pessimisten an Land bleiben - die Evolution des Swimmingpools ist noch lange nicht beendet. (mb)