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Fabrik in Bangladesch war keine Fabrik

5. Mai 2013

Zwölf Tage nach dem Einsturz eines Gebäudes in Dhaka ist die Zahl der Toten auf über 600 gestiegen. Nach Verschütteten wird weiter gesucht. Der Architekt stellt klar: das Gebäude war nie als Textilfabrik gedacht.

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Rettungskräfte in den Trümmern des Gebäudes (Foto: Reuter)
Bild: Reuters

Vielmehr sei das Rana Plaza in Bangladeschs Hauptstadt als Einkaufszentrum mit einzelnen Geschäften geplant gewesen, sagt der Architekt und Universitätsprofessor Masood Reza. Außerdem sei das Gebäude nur auf sechs und nicht auf acht oder zehn Stockwerke ausgelegt worden. Zudem sei von Anfang an klar gewesen, dass die Deckenkonstruktion schweren Maschinen wie Generatoren nicht standhalten würde. Es habe ihm und seiner Firma aber auch niemand erklärt, dass dort Textilfabriken untergebracht werden sollten. Der festgenommene Besitzer des Rana Plaza habe grundlegende bautechnische Prinzipien ignoriert.

Bangladesch: Fabrikeinsturz und Profitstreben

Ersten Erkenntnissen einer von der Regierung angeordneten Untersuchung zufolge wurde der Einsturz durch die Vibrationen von vier Generatoren verursacht. Diese waren nach einem Stromausfall eingeschaltet worden. Zusammen mit der Vibration tausender Nähmaschinen hätten sie dann zum Einsturz geführt, sagte der Leiter der Untersuchung, Main Uddin Khandaker.

Handelsministerium warnt vor strengen Auflagen

Das Rana Plaza war am 24. April eingestürzt. Mehr als 3000 Menschen wurden verschüttet. Bis Sonntagabend wurden 610 Tote geborgen, 2437 Menschen konnten gerettet werden. Die Rettungsarbeiten laufen weiter, da noch viele Arbeiter vermisst werden

Das Handelsministerium warnte die Europäische Union vor zu strengen Auflagen für seine Textilindustrie. Diese würden der gesamten Wirtschaft des Landes schaden und Millionen Menschen arbeitslos machen, sagte ein hoher Beamter. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich zwar für schärfere Transparenzregeln ausgesprochen. Zugleich warnte sie aber auch vor zu engen Vorgaben für Entwicklungsländer, die deren wirtschaftliche Entwicklung behindern könnten. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton und Handelskommissar Karel De Gucht hatten zuvor mit Handelssanktionen gedroht, sollten Sicherheitsstandards nicht eingehalten werden.

Regierung verspricht Abhilfe

Die Internationale Arbeitorganisation (ILO) fordert die Behörden in Bangladesch dagegen auf, unsichere Fabriken zu schließen. Es müsse gehandelt werden, um derartige "vermeidbare Unfälle" künftig zu verhindern, sagte der zuständige Vertreter der UN-Organisation, Gilbert Houngbo. Die Regierung in Dhaka müsse sicherstellen, dass alle Fabriken inspiziert und nötige Reparaturmaßnahmen durchgeführt würden. Fabriken, die nicht saniert werden könnten, müssten dann möglicherweise schließen.

Regierung, Fabrikanten und Arbeitnehmer hatten am Samstag mit der ILO einen Aktionsplan für mehr Sicherheit vereinbart. Dabei versicherte die Regierung, dass alle Textilfabriken überprüft würden. Auch seien zahlreiche Maßnahmen ergriffen worden, um solche Katastrophen in Zukunft zu verhindern. So sollen 200 neue Inspektoren eingestellt werden, gefährdete Fabriken verlagert und ein Sicherheitstraining für die Arbeiter angeboten werden. Ähnliches hatte die Regierung allerdings bereits nach einem verheerenden Feuer in einer Textilfabrik im vergangenen November mit 111 Toten angekündigt.

gmf/as ( afp,dpa,rtr)