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Einsatz in den Slums

Mirja Kuckuk29. August 2003

In den Slums von Sao Paolo, in den Bergen der Phillipinen und auf den Müllhalden Manilas sind sie im Einsatz. Die "Ärzte für die Dritte Welt" helfen Menschen, die sich einen Arztbesuch nicht leisten können.

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Wasser gilt in Slums oft als eine Brutstätte von KrankheitenBild: Christoph Hasselbach

Mindestens sechs Wochen ist ein Arzt für das Komitee "Ärzte für die Dritte Welt" im Einsatz. Viele von ihnen opfern für ihre kostenlose Hilfe ihren Jahresurlaub. Rudolf Wollersheim ist einer dieser Ärzte. Vor zwei Jahren schloss der Internist seine Praxis in Köln. Seitdem war er bereits dreimal im Einsatz. Seine jüngste Niederlassung: die Slums der 12-Millionen-Stadt Manila. In der ambulanten Krankenstation am Fuße des Müllbergs versorgt der 68-Jährige Menschen, die im Müll leben und die der Müll krank macht. Manchmal über 150 Menschen an einem Tag. Wollersheim arbeitet zusammen mit einheimischen Krankenschwestern und einem Übersetzer. Muss ein Patient operiert werden, wird er an einen einheimischen Arzt überwiesen. Die Kosten für die teure Operation zahlt dann die Hilfsorganisation.

Kampf gegen die Armut

Wollersheim lebt in zwei Welten. Auf den Philippinen kommen auf einen Arzt durchschnittlich 6570 Menschen, in Deutschland dagegen nur 333 Patienten. Während hierzulande über die Reform des Gesundheitswesens gestritten wird, leistet der deutsche Arzt medizinische Grundversorgung in der Dritten Welt. "Man ist immer wieder erstaunt über die Dankbarkeit und auch die Anspruchslosigkeit der Menschen in diesen Gebieten. Die Leute hier haben viel höhere Ansprüche. Sie sollten einmal sehen, was in den meisten Teilen der Welt für eine medizinische Versorgung herrscht. Das ist überhaupt nicht vergleichbar mit der westlichen Welt", erklärt Wollersheim.

Das ist auch der Grund, warum der Arzt seine Arbeit für das Frankfurter Komitee so lange wie möglich fortsetzen will - im kommenden Jahr in Nairobi. Wenn er Menschenleben rettet, indem er Masern, Seuchen und Durchfallerkrankungen heilt - Krankheiten, die in Deutschland als "ausgerottet" gelten -, dann weiß er, dass er das Richtige tut. Doch nicht nur das: "Wir profitieren auch von unseren Einsätzen. Man sieht andere Kulturen und andere Menschen - wie die ihr Leben meistern, wie die improvisieren können, was wir in vielerlei Hinsicht verlernt haben. Die Menschen dort wissen mit ihrer Situation teilweise sehr gut umzugehen und machen einfach das Beste daraus. Wir können sehr viel von ihnen lernen."

20 Jahre "Ärzte für die Dritte Welt"

Ärztin in den Slums von Caracas, Venezuela
Ärztin in VenezuelaBild: AP

Das Komitee - das jetzt 20-jähriges Jubiläum feiert - finanziert sich hauptsächlich durch Spenden und Bundesmittel für Entwicklungshilfe. "Ärzte für die Dritte Welt" unterhält Projekte in Indien, Bangladesch, Venezuela, Kenia und auf den Philippinen. Im vergangenen Jahr nahm das Komitee 7,2 Millionen Euro ein. Nur sechs Prozent davon flossen in die Verwaltung. Die Aufgaben gehen über die medizinische Hilfe hinaus: Durch den Bau von Tiefbrunnen sollen die Menschen in Armutsgebieten Zugang zu sauberem Trinkwasser erhalten. Weitere Ziele: den Menschen Lesen und Schreiben sowie die lebensnotwendige Hygiene beibringen.

Das alles zu organisieren, leistet Pater Ehlen seit 20 Jahren. Unermüdlich und unentgeltlich ist der geistliche Gründungsvater im Einsatz, um für unmittelbare und kostenlose Hilfe in Armutsgebieten zu sorgen. 1983 gründete er die erste Krankenstation für mittellose Menschen in Kalkutta. Mittlerweile profitieren tausende Menschen in verschiedenen Notstandsgebieten von der kostenlosen Hilfe. Pater Ehlen sagt über seine Arbeit: "Es kommt uns im Wesentlichen auf Qualität an. Wir haben acht laufende Projekte mit Ärzten, die ihren Urlaub opfern. Wir wollen uns aber nicht mit irgendwelchen Zahlen brüsten, sondern mit guter, medizinisch qualifizierter Hilfe für die Menschen, die uns brauchen. Und das soll auch in Zukunft so bleiben."