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Eiszeit für Autobauer

7. Januar 2009

Auf dem amerikanischen Automarkt ist der Absatz 2008 um mehr als 18 Prozent eingebrochen. In Deutschland fiel die Zahl die Zahl der Neuzulassungen auf den niedrigsten Stand seit 17 Jahren.

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Autos auf dem Audi-Werksgelände in Ingolstadt (Quelle: dpa)
Wer soll all die Autos noch kaufen?Bild: dpa

Im Dezember wurden hierzulande knapp 226.000 Pkw neu zugelassen und damit 6,6 Prozent weniger als im gleichen Monat des Vorjahres, wie das Kraftfahrtbundesamt (KBA) am Dienstag (06.01.2007) in Flensburg mitteilte. Im November war der Automarkt um fast 18 Prozent eingebrochen. Für das Gesamtjahr 2008 ergibt sich ein Rückgang um 1,8 Prozent auf 3,09 zugelassene Autos. Das ist der niedrigste Stand seit 1991.

In den USA war der Rückgang noch viel drastischer. Insgesamt kauften die Amerikaner 2008 Hochrechnungen zufolge rund 13,2 Millionen Autos nach 16,2 Millionen ein Jahr zuvor - ein Rückgang von mehr als 18 Prozent. Im Dezember stürzte der Absatz aller Marken zusammen sogar doppelt so schnell ab: minus 36 Prozent. Wegen der Rezession bekommen immer weniger US-Bürger Kredite oder sie schieben ihre Autokäufe wegen Zukunftssorgen vorerst auf.

Starke Einbrüche im vierten Quartal

VW-Fahrzeuge auf einem Abstellplatz bei Wolfsburg (Foto: dpa)
Auch 2009 werden wohl nicht mehr Fahrzeuge zugelassenBild: AP

Das Defizit von 58.000 Autos auf dem deutschen Markt sei erst im letzten Quartal des Jahres entstanden, so das KBA. Die Zeichen für das laufende Jahr sehen nach Angaben der Autoindustrie auch nicht gut aus - sowohl Auftragseingänge wie Exporte wiesen nach unten, heißt es. Der relativ moderate Rückgang im Dezember sei auch auf zwei zusätzliche Arbeitstage gegenüber dem Vorjahresmonat zurückzuführen, erklärte der Verband der Automobilindustrie (VDA) in Frankfurt.

Die deutschen Hersteller deckten knapp 65 Prozent der Neuzulassungen in Deutschland ab. Marktführer VW konnte mit einem Marktanteil von knapp 20 Prozent seine Position noch ausbauen. Dahinter folgen Mercedes mit 10,6 Prozent und BMW/Mini mit 9,2 Prozent - beide Marken stagnierten bei ihren Absatzzahlen weitgehend. Bei den Importmarken setzte sich Renault/Dacia mit einem Absatzplus von 4,9 Prozent und einem Marktanteil von 4,8 Prozent an die Spitze. Das langjährige stetige Wachstum der Marke Toyota endete mit einem Absturz um 27 Prozent.

Auch der Export der deutschen Hersteller war im Dezember von der weltweiten Kaufzurückhaltung betroffen. Mit 223.000 Pkw wurden 22 Prozent weniger Fahrzeuge im Ausland verkauft. Das Exportvolumen sank damit 2008 nach sechs Rekordjahren in Folge um insgesamt vier Prozent auf 4,13 Millionen Einheiten. Zwar konnten die deutschen Hersteller Marktanteile auf den wichtigen Auslandsmärkten Westeuropa (plus 0,7 Prozentpunkte), China (plus 0,1) und Russland (plus 1,5) gewinnen. Dem weltweiten Abwärtssog konnten sie sich aber nicht entziehen.

Chrysler bei minus 53 Prozent

Symbolbild US-Autobauer (Quelle: DW)
Besonders gebeutelt: die großen US-AutobauerBild: DW/AP

In den USA verkaufte der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) so wenig Autos wie zuletzt vor 50 Jahren.

Beim größten US-Autobauer ging es 2008 um fast 23 Prozent auf knapp drei Millionen verkaufte Wagen nach unten. Im Dezember brach der Absatz trotz enormer Rabatte sogar um mehr als 31 Prozent ein. Konkurrent Ford gab im Gesamtjahr um fast 21 Prozent auf knapp zwei Millionen Autos nach, im Dezember waren es 32 Prozent weniger. Am härtesten traf es Chrysler mit minus 30 Prozent in 2008 und katastrophalen minus 53 Prozent im Dezember.

Der gemeinsame US-Marktanteil der drei US-Hersteller dürfte nun erstmals unter 50 Prozent gefallen sein. Sie kämpfen seit Jahren mit enormen Verlusten. GM und Chrysler bekamen gerade am Rande der Pleite milliardenschwere Notkredite der US-Regierung.

Tendenz fallend

Auch bei den deutschen Autobauern und dem weltweiten Branchenführer Toyota beschleunigte sich die Talfahrt zum Jahresende zum Teil rasant. Besonders stark litt BMW. Der US-Konzernabsatz des Münchener Unternehmens fiel um knapp zehn Prozent auf rund 303.000 Wagen, im Monat Dezember gar um fast 36 Prozent.

Nach dem vergangenen Horrorjahr drohen der US-Autoindustrie noch schlimmere Aussichten für 2009. Experten rechnen angesichts der vielen Alarmzeichen mit weiter sinkenden Verkaufszahlen und sehen keine rasche Besserung. (gri)

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