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El Kaida nutzt das Internet als Plattform

Constantin Schreiber19. Juli 2006

Ohne das Internet könnte das Netzwerk von El Kaida wohl kaum funktionieren. Viele Internetseiten dienen als Plattformen für Terroristen, bieten Informationen und Ideologie für den vermeintlichen Schahid, den Märtyrer.

https://p.dw.com/p/8pUE
Terror-Magazin im Internet und Sprachrohr von El Kaida: die "Stimme des Dschihad"

Die Adresse www.alqaida.com ist noch zu haben - für derzeit 18.000 Dollar. Bis jetzt hat niemand den Zuschlag. El Kaida selbst nutzt die Chancen des World Wide Web auch ohne diese Adresse längst sehr intensiv. Für die Rekrutierung neuer Dschihadisten, für die Finanzierung des Terrornetzwerks, für die Verbreitung von Bomben-Know-how. Dabei gibt es keine "feste" web-Adresse, unter der man direkten Zugang zur El-Kaida-PR erlangen könnte. Und selbst wenn, sie wäre wohl spätestens nach ein paar Minuten gesperrt worden. So einfach macht es das Terror-Netzwerk den internationalen Fahndern freilich nicht. Vielmehr infiltrieren El-Kaida-Anhänger eine Vielzahl von Foren und sympathisierender websites und verbreiten dort sporadisch, häufig neben anderen Themen, ihr Gedankengut. Und nicht nur das, immer wieder tauchen in arabisch-sprachigen Chatrooms auch Anleitungen zum Bombenbau und zu strategischen Aspekten auf.

Feuerbälle und Maschinenpistolen

Daneben gibt es einige Internet-Publikationen, die zwar ständig ihre Web-Adresse ändern, ansonsten aber nahezu regelmäßig alle zwei Wochen neue Ausgaben über das Medium verbreiten. Die bedeutendsten sind 'Mu´askar el-Battar' und 'Sawt el-Dschihad', die 'Stimme des Dschihad'. Bereits die Cover der online-Publikationen etwa von 'Mu´askar el-Battar' lassen keinen Zweifel an der Gesinnung der Verfasser aufkommen: Messer, Feuerbälle, Maschinenpistolen und in Trümmer gelegte Städte. Das ganze unterschrieben mit eindeutigen Statements: "Diese Ausgabe von el-Battar ermahnt den Leser, dass es darum geht, die muslimische Gemeinschaft für den Kampf gegen die Kreuzfahrer zu rüsten, die mit der Invasion in unseren Ländern begonnen haben."

Fünf Gruppen für den "erfolgreichen Anschlag"

Die verschiedenen Ausgaben bieten dem terrorwilligen Dschihadisten Artikel über Analyse ausländischer Militäranlagen, besondere Schießübungen für verschiedene Revolver-Modelle und ideologische Gesinnungsschriften, die sich zum Beispiel "Buch der Anleitung" nennen. In der Internet-Ausgabe des Radikalen-Magazins 'Thurwat el-Sinam' beschreibt ein Autor, wie der erfolgreiche Anschlag durchgeführt wird. Dazu sollten sich fünf Gruppen bilden: eine "Schutztruppe", die die Feindabwehr übernehmen soll, dazu eine "Unterstützer-Gruppe", die den Nachschub des Feindes abwehren soll und die eigenen Ressourcen schützt. Weiterhin eine "Gruppe für den Abstand", womit gemeint ist, dass diese Männer Lücken in die Reihen der Feinde schlagen. Und dann eine "Angreiftruppe", die die Attacke schließlich ausführen soll. Eine fünfte Gruppe wird in die Feindes-Reihen infiltriert, um dort Informationen auszuspionieren und Sabotage zu betreiben.

"Die Herzen schlagen in Liebe für sie"

Außerdem kommen radikale "Prominente" zu Wort, aber auch einfache Islamisten und deren Angehörige, die sich ihren Hass von der Seele schreiben können. Da meldet sich zum Beispiel eine Frau zu Wort, die sich "Umm Schahiden" nennt, "Mutter eines Märtyrers". Sie äußert sich zu der Enthauptung der amerikanischen Geisel Paul Johnson im Irak, und wendet sich an dessen Witwe: "Ich habe gehört, du warst im Fernsehen und hast so getan, als seiest du unschuldig und wüsstest nichts von den Verbrechen deines Mannes. Aber ich sage, er war einer der größten Verbrecher, nur als solchen seht ihr ihn nicht in eurer gotteslästerlichen Tradition, wo Verbrecher zu Unschuldigen gemacht werden." Die Terroristen, die überall auf der Welt ihre Anschläge verübten, seien für sie Helden und kämpften für eine gute Sache. "Die Herzen schlagen in Liebe für sie. (…) Das Blut der Muslime ist wertvoller für uns, als die Kaaba in Mekka. Berge von Toten werden dem Leichnam deines Mannes folgen, bis ihr das Land des Propheten verlassen werdet."

Kaum zu fassen

Wo die Verfasser der Terror-Websites wie "kataebaqsa1.com" oder "alqassam.info" sitzen, ist trotz hunderter Beobachter in den Geheimdiensten nicht zu ermitteln. Übersetzer und Fahnder der CIA, des BND und des Mossad schaffen es nicht, den immer wieder ihre Web-Adresse ändernden Internet-Magazinen beizukommen. Und so gibt es weiterhin alle zwei Wochen eine Ausgabe der "Stimme des Dschihad".