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Elektronische Enttäuschung

19. Februar 2002

Experten prophezeiten schon die Revolution im Verlagsgeschäft. Das "elektronische Buch" (E-Book) sollte es ermöglichen. Aber der richtige Durchbruch der Literatur via Bildschirm lässt wohl noch auf sich warten.

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Lesegerät für E-BooksBild: AP
Zur Zeit sind in den USA, dem Mutterland des erhofften E-Book-Booms, zumindest die großen Verlage eher pessimistisch. Der Medienriese AOL-Time Warner meldete enttäuschende Verkaufsergebnisse und Millionen-Verluste im E-Book-Markt, ohne allerdings genauere Zahlen zu nennen. Beim Konkurrenten Random House, der amerikanischen Tochter des Bertelsmann-Konzerns, gab es ebenfalls einen Rückschlag im digitalen Geschäft.

Allerdings zieht sich keiner der Verlage ganz zurück. Wie AOL-Time Warner will auch Random House weiterhin elektronische Versionen von Büchern aus dem regulären Verlagsprogramm anbieten.

Teure Digitalbücher

Leser klagen über zu hohe Preise für spezielle E-Book-Lesegeräte, die weit über 500 Mark kosten und längst nicht jede Art von E-Book-Datei verstehen. Dazu kommen die ebenfalls stolzen Preise für Digitalbücher, die meist ähnlich teuer sind wie gedruckte Erstausgaben - für viele Kunden eine Enttäuschung, denn die Digitalausgabe ist immerhin eine Zweitverwertung des Werkes, ähnlich wie viele Taschenbuch-Ausgaben.

In einigen Nischen aber tummeln sich Kleinstfirmen, die mit einem Sonderprogramm Profit machen. Liebesromane, Western und Science-Fiction-Erzählungen von unbekannten Autoren, deren Werke bei Großverlagen abgelehnt wurden, sind beim Miniverlag Hard Shell Work Factory der große Renner. Nach eigenen Angaben verkauft der Verlag aus dem Bundesstaat Wisconsin monatlich über 6000 E-Books. Dazu kommen dann Online-Unternehmen wie ElectricStory.com und Fictionwise.com, wo Digitalausgaben zu Schleuderpreisen abgegeben werden; allerdings ist dort die Auswahl sehr begrenzt.

Es geht auch kostenlos

Fictionwise.com hat immerhin einzelne Titel von renommierten Autoren wie Mark Twain oder Jack Kerouac im Angebot, und einige der Texte kosten umgerechnet nur eine Mark. Monatlich werden auf diesem Weg etwa 10.000 Billig-E-Books verkauft. Sinkende Preise senken die Hemmschwelle der Kunden, diese schlichte Geschäftsweisheit gilt auch für den Vertrieb der digitalen Ware.

Besonders populär ist sie natürlich dann, wenn sie gar nichts kostet. Das weltweite Interesse an kostenlosen E-Books belastet die Server der University of Virginia an der amerikanischen Ostküste; dort stehen 1600 Titel zum Herunterladen bereit, und von diesem Angebot machen täglich Tausende von Websurfern Gebrauch. (dpa/wga)