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Elite-Einheit KSK an Kundus-Angriff beteiligt

10. Dezember 2009

Die Bundeswehr-Sondereinheit KSK war maßgeblich an dem umstrittenen Luftangriff auf zwei Tanklastzüge im nordafghanischen Kundus beteiligt. Das berichtet die "Bild"-Zeitung und beruft sich auf Unterlagen der Bundeswehr.

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Übung der Bundeswehr-Elite-Einheit KSK, Archiv (Foto: AP)
Soldaten der Spezialeinheit KSKBild: AP

Die streng geheim agierende Eliteeinheit der Bundeswehr, das "Kommando Spezialkräfte" (KSK), war am deutschen Befehl zur Bombardierung der von Taliban-Kämpfern gekaperten beiden Tanklastwagen Anfang September unmittelbar beteiligt. Wie die "Bild"-Zeitung am Donnerstag (10.12.2009) berichtete, wurde im deutschen Feldlager in Kundus der gesamte Einsatz - vom ersten Hinweis eines afghanischen Informanten bis zur abschließenden Entscheidung für das Bombardement - aus einem Kommandostand einer geheimen Einheit namens "Task Force 47 - TF 47" geführt. Bei dem Angriff wurden nach Angaben der NATO bis zu 142 Menschen getötet, darunter viele Zivilisten.

Laut "Bild"-Zeitung berieten mindestens fünf Offiziere und Unteroffiziere den Kommandeur des Lagers, Oberst Georg Klein. Alle fünf gehörten der "TF 47" an, einer von ihnen nachweislich auch dem KSK. Klein war in Personalunion auch Chef dieser "Task Force".

Afghanischer Soldat vor einem der beiden bombardierten Tanklastwagen (Foto: AP)
Nach dem Angriff auf die Tanklaster in KundusBild: AP

Task Force 47

Die "TF 47" besteht aus Aufklärern der Bundeswehr und KSK-Soldaten. Diese suchen gezielt nach Taliban-Anführern und Terroristen und sollen auch mögliche Angriffe auf deutsche Soldaten abwehren. Die Einheit hat im deutschen Lager Kundus eine eigene, hochmodern ausgerüstete Kommandozentrale. Die KSK-Kräfte in der "TF 47" agieren dabei unter dem Mandat der internationalen Schutztruppe ISAF.

Die Soldaten der "TF 47" waren es laut "Bild"-Zeitung, die am Abend des 3. September zunächst Luftaufklärung durch einen amerikanischen B1-Bomber anforderten, nachdem Taliban zwei Benzin-Tanklastzüge entführt hatten, die sechs Kilometer entfernt vom deutschen Lager in einer Furt feststeckten. Als der Pilot nach rund 90 Minuten die Tanklaster fand, wurde Oberst Klein in den "TF 47"-Kommandostand gerufen. Der gesamte weitere Einsatz wurde nun von dort aus geleitet.

KSK als Aufklärer

Gemeinsam mit einem Flugleitoffizier der "Task Force 47" beobachtete Oberst Klein der "Bild"-Zeitung zufolge in der Befehlszentrale die Live-Bilder vom Tatort auf einem "Rover"-Sichtgerät, einer Art Laptop mit Verbindung zu den Piloten der beiden angeforderten Kampfjets vom Typ F-15. Über den Offizier befahl er den Piloten, zwei Bomben abzuwerfen. Der Offizier der "Task Force 47" wies im Funkverkehr ausdrücklich darauf hin, dass der Kommandeur neben ihm saß.

Die Beteiligung der "TF 47" an dem Vorfall ist in deutschen und den NATO-Dokumenten mehrfach erwähnt - die KSK wird allerdings nicht ausdrücklich genannt. Das geheime Einsatz-Protokoll floss der "Bild"-Zeitung zufolge nicht in den NATO-Untersuchungsbericht ein.

Grundsätzlich ist die Existenz der gemischten Einheit von KSK-Soldaten und Bundeswehraufklärern in Kundus seit langem bekannt. Auch der eigene Befehlsstand ist im Lager kein Geheimnis.

KSK wird nicht erwähnt

Franz Josef Jung bei der Erklärung seines Rücktritts vom Ministeramt am 27. November 2009 (Foto: AP)
Über die Kundus-Affäre gestolpert: Ex-Minister JungBild: AP

Der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Jung war laut "Bild"-Zeitung über die KSK-Beteiligung informiert, machte sie aber nicht öffentlich. Ein Sprecher von Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sagte der Zeitung: "Die Task Force 47 war auch Thema der Unterrichtung der Obleute des Verteidigungsausschusses am 6. November." Dass es sich bei der "TF 47" um eine Einheit mit KSK-Elitesoldaten handelt, wurde dabei nicht erwähnt.

Autorin: Susanne Eickenfonder (dpa, rtr, afp)

Redaktion: Dirk Eckert