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EM-Gruppe C: Duell der Weltmeister

Andreas Sten-Ziemons29. Mai 2012

Die Rollen scheinen klar verteilt: Welt- und Europameister Spanien und Italien gelten als Favoriten, die Iren haben nur Außenseiterchancen. Spannendste Mannschaft in Gruppe C ist das kroatische Team.

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Jubelnde spanische Nationalspieler beim EM-Qualifikationsspiel in Schottland (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Wenn man wie die Spanier als EM-Titelverteidiger und noch dazu als amtierender Weltmeister zur EM-Endrunde reist, darf man sich nicht wundern, wenn man auch in seiner Vorrundengruppe als der große Favorit auf den Gruppensieg gilt – auch wenn sich unter den Gegnern Ex-Weltmeister Italien und die stets unangenehm zu spielenden Kroaten befinden. Die Iren sind nur krasser Außenseiter. Spaniens Nationaltrainer Vicente del Bosque akzeptierte die Favoritenrolle zwar, räumte aber auch ein: "Wir haben in unserer Gruppe mit Italien ein Team mit größerem Ansehen und zwei Teams, die mit Autorität durch die Qualifikation marschiert sind. Wir haben erst im vergangenen Jahr gegen Italien gespielt und sie sind ein sehr starkes Team." Die Stars Andrés Iniesta, Xavi, Sergio Ramos und Iker Casillas sowie alle anderen Akteure von Real Madrid und dem FC Barcelona werden besonders motiviert sein. Da sie mit ihren Vereinen im Halbfinale der Champions League scheiterten, wollen sie bei der Europameisterschaft beweisen, wer die Besten sind.

Italien: Alte Stars und junge Talente

Zu den Besten zählen die Italiener nicht mehr, aber auch sechs Jahre nach dem WM-Titel von 2006 besitzen sie eine starke Mannschaft. Allerdings haben die meisten Stars der "Squadra Azzurra" ihre beste Zeit bereits hinter sich. Torhüter Gianluigi Buffon (34 Jahre), Mittelfeldstratege Andrea Pirlo (33) und Torjäger Antonio di Natale (34) befinden sich im Herbst ihrer Karriere, die jungen Spieler warten noch auf den internationalen Durchbruch. Traditionell setzen die Italiener auf eine starke Defensive: In der Qualifikation mussten sie in zehn Partien nur zwei Gegentreffer hinnehmen. Allerdings leisteten sie sich auch ein 0:0 in Nordirland und schafften auf den Färöer nur ein knappes 1:0.

Es stellt sich zudem die Frage, wie das Nationalteam die erneuten Ermittlungen im Zuge des Wett- und Manipulationsskandals in Italien verkraftet. In den Sog der Untersuchungen ist auch Nationalmannschafts-Verteidiger Leonardo Bonucci von Rekordmeister Juventus Turin geraten.

Spielszene von Andrea Pirlo (r.) mit Italien gegen Nordirland (Foto: dpa)
Die italienische Mannschaft ist in die Jahre gekommen - die neue Generation wartet auf den DurchbruchBild: picture-alliance/dpa

Entscheidend wird für die Italiener der EM-Auftakt werden, denn da wartet mit Spanien gleich der stärkste Gegner. Mit einer Niederlage im Gepäck könnte die zweite Partie gegen Kroatien bereits zum Endspiel werden. "Spanien ist sehr stark, deshalb müssen wir mental gut vorbereitet an den Start gehen", forderte Italiens Trainer Cesare Prandelli, der sich allerdings auch wegen eines anderen Gegners leichte Sorgen macht. "Ich wollte Trapattoni aus dem Weg gehen", gab er zu.

Irland: Sympathische Underdogs

In der Tat ist Prandelli nicht der einzige italienische Trainer, der in Gruppe C auf der Bank sitzt. Giovanni Trapattoni, der "Maestro", mittlerweile 73 Jahre alt und mit einer grandiosen Titelsammlung versehen, leitet seit Sommer 2008 die Geschicke bei den Iren. Die EM in Polen und der Ukraine ist das erste Turnier, für das er sich mit Irland qualifizierte. Ohnehin ist es erst die zweite EM-Teilnahme der Iren nach 1988. Genau wie damals in Deutschland wird für die sympathischen Außenseiter mit ihren Routiniers Shay Given (36) im Tor, John O'Shea (29) in der Abwehr, Damien Duff (33) im Mittelfeld und Robbie Keane (31) im Angriff wohl schon in der Vorrunde Endstation sein. "Wir müssen mit derselben Mentalität spielen, die wir bislang gezeigt haben", fordert Trainer Trapattoni und setzt damit ganz auf die großen Stärken der Iren: Charakter und Kampfgeist.

Die vier Trainer der EM-Gruppe C: Slaven Bilic, Giovanni Trapattoni Cesare Prandelli und Vicente del Bosque nach der Auslosung in Kiew (Foto: dpa)
Die vier Trainer: Slaven Bilic, Giovanni Trapattoni, Cesare Prandelli und Vicente del Bosque (v.l.n.r.)Bild: picture-alliance/dpa

Kroatien: Gute Chancen aufs Viertelfinale

Zum vierten Mal bei einer EM dabei ist Kroatien. Im Kader finden sich zahlreiche Spieler, die immer noch in der Bundesliga spielen oder in den vergangenen Jahren dort unter Vertrag standen. Auch Trainer Slaven Bilic schnürte einst in Deutschland für den Karlsruher SC seine Fußballschuhe. "Es ist eine schwere Gruppe, aber du kannst keine einfachen Gegner erwarten", analysierte er. "Wir sind privilegiert, gegen den Weltmeister Spanien und den früheren Weltmeister Italien zu spielen." Und die Mannschaft um Kapitän Darijo Srna und Mittelfeld-Regisseur Luka Modric ist alles andere als chancenlos.

Großer Vorteil ist dabei, dass Kroatien zunächst gegen Irland spielt. Ein Sieg ist wahrscheinlich. Anschließend wartet Italien, das nach dem Auftaktmatch gegen die starken Spanier bereits gehörig unter Druck stehen könnte. Doch das ist nur Spekulation. Eine Tatsache ist dagegen, dass sich Kroatiens Nationalcoach Slaven Bilic nach der EM eine neue Herausforderung suchen wird. Nach sechs Jahren als Nationalcoach möchte er nun bei einer Clubmannschaft arbeiten. Am liebsten natürlich nach einer erfolgreichen Europameisterschaft.