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Empörung über Hinrichtung von Ausländern

18. Januar 2015

Nach der Exekution von fünf Ausländern in Indonesien reagieren Politiker aus den Herkunftsländern der Verurteilten mit Trauer und Protest. Brasilien und die Niederlande beordern ihre Botschafter zurück.

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Ambulanz transportiert Leiche eines Hingerichteten ab (Foto: REUTERS/Antara Foto/Idhad Zakaria)
Bild: REUTERS/Antara Foto/Idhad Zakaria

Beide Länder hatten zuvor vergeblich Gnadengesuche für ihre zum Tode verurteilten Staatsbürger gestellt. Ein Brasilianer und ein Niederländer waren kurz nach Mitternacht zusammen mit Gefangenen aus Nigeria, Malawi und Vietnam von einem Erschießungskommando hingerichtet worden. Eine sechste Hingerichtete stammte aus Indonesien selbst.

Ein Sprecher der brasilianischen Präsidentin Dilma Roussef teilte mit, die Staatschefin sei "bedrückt und empört", weil Indonesien trotz ihrer wiederholten Bemühungen die Todesstrafe gegen den 53-jährigen Marco Archer Cardoso Moreira vollstreckt habe. Der Botschafter in Jakarta werde zu Beratungen abberufen. "Die Vollstreckung der Todesstrafe, die von der internationalen Gemeinschaft zunehmend abgelehnt wird, wirkt sich ernsthaft auf die Beziehungen unserer beiden Länder aus", fügte der Sprecher hinzu.

"Wir haben alles versucht"

Der niederländische Außenminister Bert Koenders erklärte in Den Haag, er sei "unglaublich traurig" über den Tod der sechs Menschen. "Mein Herz ist bei ihren Familien, für die dies nun das dramatische Ende von Jahren der Ungewissheit ist."

Koenders zufolge hatten der niederländische König Willem-Alexander und Ministerpräsident Mark Rutte Kontakt zum indonesischen Staatschef. Die Regierung habe "alles in ihrer Macht Stehende" versucht, um die Hinrichtung des 62-jährigen Niederländers Ang Kiem Soei zu stoppen. Er war für schuldig befunden worden, ein großes Ecstasy-Labor betrieben zu haben.

Die fünf anderen Hingerichteten wurden wegen versuchten Drogenschmuggels in den Jahren 2000 bis 2011 verurteilt. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hatte ebenfalls versucht, in Jakarta Druck zu machen.

Amnesty: "Rückschritt für Menschenrechte"

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von einem "sehr traurigen Tag" und einem "Rückschritt für die Menschenrechte" in dem Land. Die Regierung in Jakarta solle weitere geplante Exekutionen zu stoppen.

Der indonesische Präsident Joko Widodo hatte die Hinrichtungen genehmigt. Indonesien hatte die Vollstreckung der Todesstrafe 2008 ausgesetzt, sie 2013 aber wieder aufgenommen. Im vergangenen Jahr war niemand hingerichtet worden.

Hohe Zahl der Drogentoten als Begründung

Die Verhängung der Todesstrafe für Drogendelikte begründen die Behörden mit täglich 50 Drogentoten. Rund 4,5 Millionen der insgesamt etwa 250 Millionen Indonesier seien drogenabhängig.

Laut Behördenangaben sind in dem südostasiatischen Inselstaat insgesamt 20 Hinrichtungen für dieses Jahr geplant. Unter anderen sind eine britische Großmutter, zwei Australier und ein Franzose zum Tode verurteilt worden.

gri/kle (afp, rtr, dpa)