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Empfänger unbekannt

Ingo Mannteufel26. November 2001

Die politische Lösung des Afghanistan-Konflikts ist ein schwieriges Unterfangen. Dennoch: Diese Aufgabe könnte sich als leichter erweisen als der Wiederaufbau des Landes.

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Bild: AP

Eins ist schon sicher: Der Wiederaufbau wird teuer und kompliziert. Mehr als zwei Jahrzehnte Krieg haben die gesamte Infrastruktur des Landes zerstört. Nach der schnellen Nothilfe, um mehrere Millionen Menschen vor Hunger und Kälte im kommenden Winter zu schützen, müssen erst einmal Straßen und Brücken gebaut werden. Gleichzeitig müssen Strom- und Wasserleitungen errichtet und die im Land verstreut liegenden Minen geräumt werden. Und ohne Saatgut können die Bauern kaum Landwirtschaft betreiben.

Erste Geberkonferenz im Dezember

Der wirtschaftliche Wiederaufbau Afghanistans wird von den Vereinten Nationen koordiniert. Die Bundesregierung hat bereits Unterstützung in Höhe von 160 Millionen DM zugesagt. Am Freitag hat die Europäische Union erklärt, die erste einer Reihe internationaler Geberkonferenzen für den Wiederaufbau Afghanistans auszurichten. Das Treffen soll am 17. und 18. Dezember in Brüssel stattfinden. Teilnehmen sollen unter anderem Vertreter der USA, Japans, Saudi-Arabiens und der 15 EU-Staaten. Der für Entwicklungshilfe zuständige EU-Kommissar Poul Nielson wird voraussichtlich Anfang nächsten Monats nach Kabul reisen, um die Lage zu erkunden. Im Jahr 2002 sollen im Haushalt der Europäischen Union mindestens 130 Millionen Euro für den Wiederaufbau in Afghanistan vorgemerkt werden. Über die Freigabe der Gelder soll aber erst entschieden werden, wenn konkrete Hilfsprogramme vorliegen, sagte EU-Haushaltskommissarin Michaele Schreyer kürzlich.

Fehlende Verwaltung

Die internationale Gemeinschaft ist bereit, Geld für den Wiederaufbau zur Verfügung zu stellen, doch das Problem ist viel fundamentaler: Wem soll man das Geld geben? Selbst wenn bald eine stabile politische Lösung für das Land gefunden würde: Es gibt keine zivilen Strukturen und keine funktionierende Verwaltung in Afghanistan. Schulen und Krankenhäuser sind fast alle geschlossen; Zoll- und Steuerbehörden nicht vorhanden. Die Gefahr, dass die Millionen Hilfsgelder zweckentfremdet werden ist groß. Der Aufbau Afghanistans wird also weitaus schwieriger als in anderen Krisenregionen der letzten Jahre, wie beispielsweise in Südosteuropa. Und trotz Milliarden Investitionen sind bescheidene Erfolge erst nach langer Zeit zu sehen.