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Ende einer Flucht

Ingo Uhlenbruch26. November 2003

Bis 1987 lebte der ehemalige KZ-Aufseher Johann Leprich unbehelligt in den USA. Nach seiner Enttarnung war er auf der Flucht. Im Juli 2003 wurde er gefasst. Nun soll er möglicherweise nach Deutschland abgeschoben werden.

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Der ehemalige KZ-Aufseher Johann Leprich muss die USA verlassenBild: AP

Bundesrichter Larry Dean folgte am Montag (24.11.2003) in Detroit dem Antrag der US-Regierung, Johann Leprich ins Ausland abzuschieben. Als Zielland komme beispielsweise Rumänien in Frage, wo Leprich vor 78 Jahren geboren wurde. Eine Abschiebung nach Deutschland oder Ungarn ist ebenfalls in der Diskussion.

Johann Leprich war von Ende 1943 bis mindestens April 1944 Aufseher im Konzentrationslager Mauthausen in Österreich. Dort kamen bis zum Kriegsende 1945 mindestens 119.000 Gefangene ums Leben. Sie wurden gefoltert und hingerichtet oder erlagen den Strapazen der Zwangsarbeit. Leprich war damals auch Mitglied der SS-Totenkopfstandarte.

US-Staatsbürgerschaft entzogen

1952 wanderte Johann Leprich in die USA aus und erhielt sechs Jahre später die amerikanische Staatsbürgerschaft. 1987 wurde ihm diese allerdings wieder entzogen, weil herausgekommen war, dass er in seinem Einwanderungsantrag falsche Angaben gemacht hatte: "Er hatte nicht angegeben, dass er in einem Konzentrationslager gearbeitet hatte", sagte Behördensprecher Greg Palmore.

Weil ihm schon damals die Auslieferung drohte, floh der ehemalige KZ-Aufseher nach Kanada und ließ seine Frau und seinen Sohn in den USA zurück. Seitdem hielt er sich abwechselnd in Kanada und den Vereinigten Staaten auf. Im vergangenen Juli konnte ihn die Polizei in seinem Haus in Clinton Township im US-Staat Michigan festnehmen. Den entscheidenden Tipp erhielt die Polizei von Bürgern der Kleinstadt, die den Gesuchten bei seinem Kurzaufenthalt in den USA wiedererkannt hatten.

US-Justizminister John Ashcroft betonte nach der Verhaftung Leprichs, dass es in den Vereinigten Staaten keine Rückzugsmöglichkeiten für ehemalige SS-Schergen gäbe: "Nazikollaborateure finden in den USA keine sichere Zuflucht. Wer an den Gräueltaten im Holocaust mitgewirkt hat, wird der entschlossenen US-Strafverfolgung nicht entgehen, egal, wie viel Zeit seither vergangen ist."