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Endlich ein Konzerthaus?

Aya Bach16. Februar 2009

Die Stadt Bonn arbeitet mit aller Kraft daran, ihr Renommee als Beethovenstadt zu mehren. Ein neues, hochkarätiges Festspielhaus soll ein Meilenstein auf diesem Weg werden. Jetzt sind vier Entwürfe in der engeren Wahl.

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Kristallförmiger Bau mit weißen, perforierten Wänden - Entwurf von Zaha Hadid
Der spektakuläre Entwurf der Architektin Zaha HadidBild: Stadt Bonn

Ein wenig unscheinbar mag sie ja wirken, die Beethovenhalle der Stadt Bonn, benannt nach dem berühmtesten Sohn der Stadt, der hier 1770 zur Welt kam, doch als junger Mann das Weite und die Musikstadt Wien suchte. Dort, wo Beethoven sich zum gefeierten Komponisten entwickelte, hat man sein Erbe künstlerisch immer auf höchstem Niveau gepflegt - und es schon früh touristisch vermarktet. Bonn dagegen tat sich lange Zeit schwer damit, sind doch die Voraussetzungen dafür in der beschaulichen Stadt am Rhein weit ungünstiger als in der pulsierenden Weltstadt der Musik.

Denkmalschutz vor dem Aus?

Die Beethovenhalle mit der flach geschwungenen Kuppel abends von der Rheinseite her gesehen
Sie soll weg: Die denkmalgeschützte Beethovenhalle des Architekten Siegfried Wolske

Doch 1959 leistete sich die damalige Bundeshauptstadt Bonn ein Konzerthaus der ersten Kategorie: die Beethovenhalle des Architekten Siegfried Wolske. Als Meisterwerk der Baukunst gefeiert, diente das Haus fünf Jahrzehnte lang als Austragungsort hochkarätiger Konzerte. Oft genug pilgerte die Klassik-Gemeinde aus dem benachbarten und weit größeren Köln in die Bonner Beethovenhalle, um dort Aufführungen von Weltrang zu hören. Und der helle, sechseckige Bau am Rheinufer mit seiner elegant geschwungenen flachen Kuppel steht längst unter Denkmalschutz.

Wellenförmiger Bau, durchbrochene Wände - Entwurf von Hermann & Valentiny
Dramatische Woge - Hermann & Valentiny aus LuxemburgBild: Stadt Bonn

Nun aber sollen andere Zeiten anbrechen: Die Event-Landschaft der Bundesrepublik soll um ein Vorzeige-Objekt reicher werden, finanziert von der Deutschen Post, der Telekom und der Postbank; der Bund spendiert 39 Millionen. Noch 2007 hatte die Stadt Bonn beschlossen, ein neues Festspielhaus "in unmittelbarer Nähe zur bestehenden Beethovenhalle" bauen zu lassen. Doch nur wenige Entwürfe, die für das Projekt eingereicht wurden, scherten sich um die Vorgabe: Die meisten sehen einen Abriss der denkmalgeschützen Beethovenhalle vor und setzen dagegen eigene Marksteine ans Rheinufer. Und von den vier Entwürfen, die nun in die Endrunde gekommen sind, ist kein einziger dabei, der die Beethovenhalle erhält.

Kristalle, Wellen, Wülste

Ein weißer Polyeder mit geschlossenen Wänden - Entwurf von Arata Isozaki
Hermetischer Bau mit Super-Akustik - Arata IsozakiBild: Stadt Bonn

Da ist einmal die irakisch-britische Stararchitektin Zaha Hadid. Sie sieht einen "Diamanten" vor, kapriziös perforiert und von innen leuchtend, mit einem Konzertsaal im Inneren, dessen hoch aufragende, wulstige Zwischenwände wenig Offenheit versprechen. Dafür um so steilere Außenansichten mit durchbrochenen Wänden und irritierenden Schrägen. Fulminant präsentiert in einer Video-Animation, fand dieser Entwurf gleich viele Freunde.

Noch dramatischer, fast reißerisch gebärdet sich ein zweiter in engerer Wahl stehender Entwurf: "Die Wellen" des Luxemburger Teams Hermann & Valentiny and Partners. Hermetisch in sich gekehrt dagegen der weiße Polyeder des Japaners Arata Isozaki, der jedoch mit einem Konzertsaal punktet, dessen Akustik Spitzenwerte erzielt. Entwurf Nummer vier: Richard Meiers "Beethoven-Plateau", das zwei Kuben ineinanderschachtelt und vom Rheinufer gesehen wie eine blockartige Front wirkt.

Strenge Kuben, rechte Winkel: Der Entwurf von Richard Meier
Strenge Kuben, rechte Winkel: Der Entwurf von Richard MeierBild: Stadt Bonn

Dabei hätte es Alternativen gegeben: Das Düsseldorfer Team Rolf und Jochen Schuster etwa hatten einen zum Rheinufer hin schwebenden Riegel konzipiert, an den sich die flache Kuppel der Beethovenhalle organisch angeschlossen hätte.

Bilbao-Effekt für Bonn?

Doch statt ernsthaft über die Erhaltung des Wolske-Baus nachzudenken, spricht man seitens des Hauptsponsors Deutsche Post AG lieber vom "Bilbao-Effekt": Gemeint ist die geballte Aufmerksamkeit, die plötzlich auf die Stadt im Baskenland fiel, seit das Guggenheim-Museum des Stararchitekten Frank O. Gehry zum Publikumsmagneten wurde. Ob dergleichen auch in Bonn geschieht, steht zur Zeit in den Sternen. Der Denkmalschutz jedenfalls wurde erst einmal auf die Plätze verwiesen.