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Endstation Elend

Steffen Leidel 15. Juni 2002

Weltweit gibt es zwei Millionen Kinder, die sexuell missbraucht werden, sagt die Unicef. Armut, Krieg und Vertreibung sind der Nährboden für Prostitution, die von Sextouristen aus der westlichen Welt noch geschürt wird.

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Kindheit in ThailandBild: AP

Auch deutsche Männer fahren nach Thailand oder auf die Philippinen, um Sex mit Kindern zu haben. Die Internationale Gemeinschaft, Nichtregierungsorganisationen und in zunehmendem Maße auch die Reisebranche mühen sich, gegen das Problem anzukämpfen.

Beispiel Philippinen

Rund 100.000 Kinder sollen es allein auf den Philippinen sein, die sich prostituieren - die Dunkelziffer liegt höher. Viele der Kinder leben in der Hauptstadt Manila auf der Straße oder in billigen Spelunken. Ordensschwester Nida aus ihrem Kinderschutzzentrum in Manila weiß, was "ihre Mädchen" durchgemacht haben. Die Kunden der Kinder sind häufig Familienväter in sauberen weißen Hemden und gebügelten Hosen. Zurück bleiben geschundene Körper und Seelen. "Diese Kinder stecken voller Aggression. Sie misstrauen jedem, auch sich selbst."

Das Internet: der rechtsfreie Raum?

Schwester Nidas Kinderzentrum ist ein Lichtblick, doch die Schattenseiten im Kampf gegen sexuelle Ausbeutung überwiegen. Das Internet hat der Kinderprostitution eine neue Dimension verliehen. Das Bundeskriminalamt registrierte in einem Jahr über 2000 Websites, auf denen Fotos von vergewaltigten Kindern und Jugendlichen zu sehen sind. Über die Täter weiß man bislang noch wenig, nur dass sie häufig selbst Opfer von sexueller Misshandlung waren.

Engagement von terre des hommes

Die Öffentlichkeit für das Problem zu sensibilisieren, hat sich terre des hommes auf die Fahnen geschrieben. Und es gibt Fortschritte. Die Organisation kooperiert zunehmend mit der Reisebranche, die das Thema Sextourismus lange ignoriert hat. Auf Fernreisen werden Flugblätter verteilt, die über das Problem aufklären. Außerdem schulen Reiseunternehmen ihre Mitarbeiter vor Ort, wie sie mit möglichen Tätern umgehen sollen.

Eine Frage von Zivilcourage?

Klaus Dietsch von Studiosus setzt aber auch auf die Zivilcourage der Kunden. "Man sollte das Augenmerk schärfen und wenn die Reisegäste glauben etwas gesehen zu haben, sollen sie sich an den Reiseleiter wenden." Der könnte nämlich den Verdacht der Polizei in Deutschland melden. Auf diese Weise wäre es möglich, Pädophile dingfest zu machen. Denn in Deutschland gilt das so genannte Exterritorialprinzip.

Die Täter können auch noch nach ihrer Rückkehr nach deutschem Recht für ihre Straftaten verurteilt werden. Allerdings kommt das so gut wie nie vor. Pro Jahr gibt es weniger als 40 Strafverfahren wegen Sextourismus. Die meisten Täter werden freigesprochen.