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Energie

Siegfried Forster7. November 2006

Auch Frankreich hat der Energie-Verschwendung den Kampf angesagt. Eines der Schwerpunkte dabei: Energie-Effizienz im Verkehrsbereich. Zum Beispiel beim Hochgeschwindigkeitszug TGV.

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Zwei TGVs stehen nebeneinander
Zwei TGVs in Pantin bei ParisBild: pa / dpa

Ab Juni 2007 werden mit der Eröffnung des Ost-TGV auch die Reisenden zwischen Paris und Strassburg eine kleine Revolution erleben. Die Fahrtzeit zwischen Paris und Strassburg wird dann dank Tempo 320 nicht mehr 4 Stunden betragen, sondern nur noch 2 Stunden und 20 Minuten: Wieder eine TGV-Linie, die nicht nur dem Autoverkehr, sondern auch dem Inland-Flugverkehr Anteile abjagt.

Das geschieht zugunsten der Umwelt und einer besseren Energie-Effizienz, bemerkt Patrick Trannoy, Direktor des Geschäftsbereichs der Europäischen Hochgeschwindigkeits-Strecke Ost-TGV: "Dem Flugverkehr werden wir voraussichtlich zweieinhalb Millionen Passagiere abnehmen. Ungefähr eine Million Reisende werden vom Auto zum TGV wechseln und außerdem wird es einen Anstieg der Zugreisenden an sich geben. Das ist unsere Prognose zwei Jahre nach Fertigstellung der Strecke."

Positive "Eco-Comparateur"

Die Energie-Bilanz für jeden Passagier, der vom Auto oder vom Flugzeug auf den Zug umsteigt fällt äußerst positiv aus. Die französische Umwelt-Agentur ADEME ermittelte, wieviel Personen ein Transportmittel mit der Energie von umgerechnet einem Kilogramm Erdöl einen Kilometer weit befördern kann. Fazit: ein TGV befördert 172 Passagiere, eine Reise-Bus 91, der Privat-Pkw nur 39 und das Flugzeug lediglich 18 Passagiere.

Wem das zu allgemein ist, kann seit Mitte Oktober auf der Internet-Seite der staatlichen SNCF seine individuelle Reise-Route im Hinblick auf die Energie-Effizienz testen. Dieser so genannte "Eco-Comparateur" vergleicht erstmals nicht nur die Fahrtzeit und Kosten, sondern auch die Umwelt-Bilanz. Mit anderen Worten: Die Energie-Effizienz als Verkaufs-Argument.

Kritiker: TGV-Konzept hat seine Grenzen

Der CO2-Ausstoß bei einem Alleinreisenden von Paris nach Amsterdam ist beim Auto demnach mit 200 Kilogramm größer als beim Flugzeug mit 118 Kilogramm, verblasst aber gegenüber dem Zug mit nur 4,6 Kilogramm CO2 pro Fahrgast. Ein Vorteil, der mit den neuen TGV-Generationen weiter steigen wird, bemerkt Christian Cathelin, verantwortlich Projekt-Chef bei der SNCF: " Die Besonderheit der neuen TGV-Generation besteht darin, dass sie Energie zurückgewinnen - etwa beim Bremsen - und der Strom wieder in die Stromleitung zurückgeleitet wird. Unseren Berechnungen zufolge sparen wir dadurch ungefähr zwei bis drei Prozent Energiekosten ein."

Doch auch das TGV-Konzept hat seine Grenzen, kritisieren Umweltschutz-Vereinigungen. Das zentralistisch angelegte Netz benachteiligte viele Anschluss-Verbindungen in der Provinz und angesichts der milliardenschweren Investitionen in den TGV wurde das restliche Schienen-Netz in Frankreich stark vernachlässigt, zahlreiche Neben-Strecken wurden stillgelegt. Last but not least: Rund 25 Prozent des Schienenverkehrs bestreiten im TGV-Land Frankreich noch Diesel-Loks - mit einer dementsprechend katastrophal niedrigen Energie-Effizienz.