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Energiekrise in Südosteuropa befürchtet

23. November 2006

Südosteuropa drohen in naher Zukunft enorme Probleme in der Stromversorgung. So eine Analyse der Onlinezeitung EnergyOberserver mit Blick auf die geplante Abschaltung des Kernkraftwerks Kosloduj in Bulgarien.

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Was nach dem Aus für Koslodui 2007?Bild: AP

In einer Analyse der auf die Region Südosteuropa spezialisierten Internetzeitung EnergyObserver wird davor gewarnt, dass mit Versorgungsengpässen und einem erheblichem Preisanstieg gerechnet werden müsse, wenn die bestehenden Defizite bei der Stromerzeugung nicht überwunden würden. Als Hauptgrund für einen bevorstehenden Strommangel in der Region wird die Schließung des Kernkraftwerks Koslodui in Bulgarien angegeben. Die Anfang 2007 vorgesehene Abschaltung würde sich sowohl auf Bulgarien als auch auf alle Länder in der Region auswirken, sagt die Redakteurin von EnergyObserver, Sijka Pistolova. "Die zweite Einschränkung, die alle Länder der Region sehr zu spüren bekommen werden, ist der Strompreis. Vergangenes Jahr um diese Zeit kostete ein Megawatt zwischen 35 und 40 Euro. Jetzt ist der Preis dafür an den europäischen Börsen auf fast 80 Euro geklettert. Das heißt, wenn auch der dritte und vierte Block des Kernkraftwerks Koslodui geschlossen werden, wird das die Stromversorgung in der Region beeinträchtigen. Albanien, Mazedonien und Kosovo werden diesen Strommangel besonders im Winter zu spüren bekommen. Griechenland, ebenfalls ein großer Abnehmer bulgarischen Stroms, bekommt dagegen im Sommer Probleme."

Wirtschaftswachstum erhöht Strombedarf

Hauptziel dieser Strommarkt-Analyse in Südosteuropa war Pistolova zufolge, den Einfluss von negativen Erscheinungen bei der Stromversorgung auf die Wirtschaft in den Ländern der Region herauszufinden. "Laut Indikatoren der Weltbank wird in der Region ein Wirtschaftswachstum von vier Prozent jährlich erwartet. Wenn diese Vorhersagen der Weltbank zutreffen, bedeutet es, dass nach 2010 in der Region rund 2000 Megawatt Leistung für die Stromerzeugung fehlen werden. Uns könnte folgendes Paradoxon bevorstehen: Die Volkswirtschaften in Südosteuropa erholen sich nach dem Zusammenbruch durch die Transition. Sie sind nun in der Lage volle Leistung zu erbringen, haben aber keine Energieträger, die dieses beschleunigte Wirtschaftswachstum bedienen könnten", sagte Pistolova.

Kraftwerke fehlen

Derzeit werden sehr wenige neue Kraftwerke in den Ländern der Region gebaut. Zwei Großprojekte, die einen erhöhten Energiebedarf abdecken könnten, sind das Kernkraftwerk Belene in Bulgarien und das Wärmekraftwerk IFG in Bosnien-Herzegowina. Allerdings werden beide Werke erst nach 2010 fertig gestellt sein, und das auch nur wenn es keine Verzögerungen gibt.

Ivica Petrovic, Belgrad
DW-RADIO/Serbisch, 13.11.2006, Fokus Ost-Südost