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Entführer im Irak drohen mit Geiselmord

Wim Abbink3. Dezember 2005

Die Entführer von vier christlichen Menschenrechtsaktivisten im Irak haben mit der Ermordung ihrer Geiseln gedroht. Weiterhin keine neuen Informationen gibt es im Fall der verschleppten Deutschen Susanne Osthoff.

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Al-Dschasira strahlt mal wieder Geiselvideos ausBild: AP

Der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira veröffentlichte ein zweites Video der Kidnapper, auf dem ultimativ bis zum 8. Dezember die Freilassung aller Gefangenen aus irakischen und US-kontrollierten Gefängnissen im Land gefordert wird. Das Video zeige zwei aus den USA und Großbritannien stammende Geiseln, die ihre Regierungen zum Abzug aus dem Irak auffordern, berichtete der Sender. Zwei andere aus Kanada stammende Geiseln seien beim Essen gefilmt worden.

Bereits am Dienstag hatte Al-Dschasira ein erstes Video gezeigt, in dem sich eine bislang unbekannte islamistische Gruppe zur Entführung der vier Männer bekannte. In London veranstalteten Freunde und Unterstützer der Christian Peacemaker Teams, zu denen der entführte Brite Norman Kember (74) gehört, am Abend eine Mahnwache, wie die BBC meldete.

Weiterhin kein Kontakt

Im Fall der vor einer Woche verschleppten deutschen Archäologin Susanne Osthoff ist nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Focus" am frühen Freitagmorgen (2.12.) ein von den Entführern gestelltes Ultimatum abgelaufen. Unter Berufung auf Angaben aus Berliner Sicherheitskreisen berichtet das Magazin, die Geiselnehmer hätten die Bundesregierung in ihrer Video-Botschaft explizit aufgefordert, die Ausbildung irakischer Polizisten zu beenden. Als Frist hätten die Entführer "drei Tage nach Erstausstrahlung des Videos" gesetzt..

Die Bundesregierung hat nach den Worten von Außenminister Frank-Walter Steinmeier immer noch keinen Kontakt zu den Entführern der deutschen Archäologin Susanne Osthoff im Irak. Vor einer weiteren Sitzung des Krisenstabes sagte Steinmeier am Samstag in Berlin: "Bedauerlicherweise ist es uns in der ersten Woche nicht gelungen, mittelbar oder unmittelbar Kontakt zu den Entführern aufzunehmen." Die Bundesregierung werde weiterhin alles Menschenmögliche tun, um die Geiseln bald frei zu bekommen, erklärte Steinmeier.

Appelle an die Entführer

Muslime in Deutschland wandten sich mit einem eindringlichen Appell an die Entführer von Susanne Osthoff und forderten ihre Freilassung. In einem Aufruf der größten muslimischen Dachorganisation, der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB), verurteilt deren Präsident Ridvan Cakir die Tat "aufs Schärfste".

Im Irak rief der radikale Schiiten-Prediger Muktada al-Sadr die Entführer der 43-Jährigen auf, ihre Geisel sofort freizulassen. Die Entführung widerspreche "den Prinzipien des Islams, der zu Keuschheit, Frieden und Toleranz aufruft", sagte Al-Sadr in der schiitischen Pilgerstadt Nadschaf.