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Entsetzen über Angriff auf deutsche Botschaft im Sudan

15. September 2012

Die Bundesregierung hat die Stürmung der deutschen Botschaft in Khartum scharf verurteilt. Der Koordinierungsrat der Muslime in Deutschland erklärte, die Proteste hätten nichts mit dem islamischen Glauben zu tun.

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Sudanesische Demonstranten vor brennender deutscher Botschaft (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte ihre "große Sorge" über die "anhaltenden gewaltsamen Ausschreitungen in der arabischen Welt". Gewalt, so die Kanzlerin, dürfe nie Mittel der politischen Auseinandersetzung sein und religiöser Fanatismus dürfe nicht die Oberhand gewinnen. "Ich verurteile die Angriffe auf die deutsche Botschaft in Khartum sowie auf mehrere amerikanische Botschaften in aller Schärfe", sagte Merkel. Sie rief alle Beteiligten zu "Ruhe und Besonnenheit" auf und forderte von den Regierungen der arabischen Staaten, alles zu tun, um die Sicherheit der diplomatischen Vertretungen zu gewährleisten.

Deutsche Botschaft im Sudan verwüstet

Westerwelle: Demonstration deutete sich seit Tagen an

Außenminister Guido Westerwelle verurteilte den umstrittenen Film erneut. Das Schmähvideo sei "eine Beleidigung von vielen Millionen Menschen", sagte Westerwelle im Ersten Deutschen Fernsehen. Aber auch dieses törichte und schreckliche Video rechtfertige keine Gewalt.

Zugleich bestätigte er Berichte, wonach sich die Demonstration vor der Botschaft seit Tagen andeutete. Sein Ministerium habe die Lage seit einiger Zeit beobachtet und sei insofern vorbereitet gewesen. Die Botschaft in Sudans Hauptstadt Khartum sei zur Zeit des Angriffs nicht besetzt gewesen, so dass keiner der Mitarbeiter verletzt worden sei.

Die oberste religiöse Autorität im Sudan hatte kritisiert, dass das Berliner Verwaltungsgericht Demonstrationen von Rechtsextremisten mit Karikaturen des Propheten Mohammed vor Moscheen legitimiert hatte.

Wachsam sein – aber kein Grund zur Panik

Westerwelle sagte, er habe Sudans Botschafter einbestellt und mit seinem sudanesischen Kollegen Ali Kasti telefoniert. Dieser habe ihm zugesichert, dass der Schutz der Botschaft künftig sichergestellt werde.

Auf die Frage, ob er eine Notwendigkeit sehe, Deutsche aus den von den Unruhen betroffenen Ländern abzuziehen, hatte Westerwelle zuvor erklärt, es sei wichtig, wachsam zu sein. Deutsche sollten sich nicht in die Nähe einer aufgebrachten Menge begeben. Es gebe aber keinen Anlass, über eine Schließung von deutschen Botschaften zu spekulieren.

Außenminister Guido Westerwelle im Auswärtigen Amt in Berlin (Foto: dapd)
Guido Westerwelle zu den Anschlägen im SudanBild: dapd

In Deutschland blieb es nach den Freitagsgebeten ruhig. In vielen Städten hatten die Imame die Gläubigen zu Besonnenheit aufgerufen.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich sagte, die Bundesregierung habe keine konkreten Hinweise auf eine gesteigerte Anschlaggefahr wegen des Films. Allerdings herrsche erhöhte Aufmerksamkeit bei Behörden und Bürgern, sagte Friedrich der "Leipziger Volkszeitung.

Schmähungen von Religionen strafbar

Der CSU-Politiker warnte allerdings wie Außenminister Westerwelle vor einer öffentlichen Aufführung des Schmähfilms, in dem Mohammed als Kinderschänder, Schürzenjäger und Homosexueller geschmäht wird. Das hieße grob fahrlässig Öl ins Feuer zu gießen. Westerwelle wies darauf hin, dass es strafbar sei, mit Schmähungen anderer Religionen den öffentlichen Frieden zu stören.

Der Koordinierungsrat der Muslime in Deutschland (KRM) erklärte, der Angriff auf die deutsche Botschaft in Khartum sei völlig unverständlich und zeige den "Irrsinn dieser Proteste". Den Gewalttätern sei der Anlass für ihre Taten vollkommen egal. Mit einer besonderen Sorge um den Propheten Mohammed oder den islamischen Glauben hätten solche Aktionen nichts gemein, sagte KRM-Sprecher Ali Kizilkaya in Köln.

gmf/rb (afp, dapd, dpa, rtr)