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Entwicklungshilfe mit Gewinn

Andreas Becker/ (jf)20. Mai 2002

Wenn von Entwicklungshilfe die Rede ist, denken viele Menschen an Almosen. Dass man mit Entwicklungshilfe auch Geld verdienen kann, zeigt das Beispiel der DEG, der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft.

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Textilfabrik in Asmara, EritreaBild: africa-photo

Das Credo der DEG hat sich in den 40 Jahren ihres Bestehens nicht verändert: Private Unternehmer in Entwicklungsländern sind ein wichtiger Motor für die wirtschaftliche Entwicklung und haben letztlich mehr Möglichkeiten als staatliche Hilfe. Deshalb stellt die DEG privaten Unternehmern Risikokapital zur Verfügung.

Hohes Investitionsrisiko

Im vergangenen Jahr war das mehr als je zuvor - die Zusagen für neue Finanzierungen beliefen sich auf über 400 Millionen Euro, insgesamt erreichten die Finanzierungszusagen über zwei Milliarden Euro. Die DEG ist immer dort aktiv, wo das Investitionsrisiko hoch ist. Über ein Drittel der Finanzierungszusagen gehen nach Lateinamerika, das durch die Argentinienkrise im Moment als besonders riskant gilt. In Asien wird jeder vierte Euro investiert, in Afrika jeder fünfte, und in Mittel- und Osteuropa jeder sechste Euro.

Etwa ein Drittel der Zusagen entfiel auf Projekte mit deutschen Partnern. Die hatten meist Schwierigkeiten, eine deutsche Bank zu finden, die zu einem Engagement in einem Entwicklungsland bereit ist, sagt Winfried Polte, Sprecher der Geschäftsführung: "Eine normale Geschäftsbank würde sich sehr überlegen, in bestimmte Länder über ein, zwei, drei Jahre hinaus ein Darlehen auszulegen. Während unsere Finanzierung wirklich langfristig ausgerichtet ist, also ab dem vierten Jahr bis zum zehnten Jahr. Und über diese lange Zeit begleiten wir die Unternehmen."

Früchte trocknen mit Solarenergie

Die finanzierten Projekte sind so unterschiedlich wie die Länder und Unternehmer, mit denen die DEG zu tun hat. So beteiligte sich die DEG an der holländischen Firma MSI, die zur Zeit in 14 afrikanischen Staaten Mobilfunknetze betreibt. In Mosambik finanzierte die DEG den Bau einer Aluminiumschmelze mit. Und in Thailand und Vietnam unterstützt die DEG Pilotprojekte, bei denen Früchte und Gewürze nicht mehr unter freiem Himmel getrocknet werden, sondern mit einem besonderen Solartechnik-Verfahren. Erst dadurch können die Firmen die strikten Hygieneanforderungen erfüllen, die auf dem Weltmarkt gelten.

Außerdem bietet die DEG in einer Reihe von Ländern Darlehen für Existenzgründer und junge Unternehmer an. Diese Hilfen richten sich vor allem an Menschen, die in Deutschland ausgebildet wurden und nun versuchen, ihr Wissen in ihren Heimatländern anzuwenden und sich dort eine eigene wirtschaftliche Basis aufzubauen. Zwar sind sie bereit, unternehmerische Risiken einzugehen, allerdings verwehren ihnen die lokalen Banken meist die benötigten Kredite, und einen funktionierenden Kapitalmarkt gibt es häufig nicht.

Langsames Wachstum

Auch hier springt die DEG ein, allerdings ohne den üblichen Aufschlag für besonders risikoreiche Unternehmungen zu verlangen. Denn eine richtige Gewinnmaximierung strebt die DEG nicht an, sagt Winfried Polte. Unterm Strich blieben im letzten Jahr 24 Millionen Euro Gewinn vor Steuern übrig: "Wir streben natürlich als erstes den Inflationsausgleich an, der ja im letzten Jahr rund 2,5 Prozent war. Und dann versuchen wir einen bestimmten Wert X zusätzlich zu verdienen, um unser Eigenkapital über die Zeit auch langsam wachsen zu lassen."