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Entwicklungshilfe zur Selbsthilfe

Thomas Kirschning18. März 2002

Kurz vor Beginn des UNO-Entwicklungsgipfels in Monterrey hat die Weltbank ihren Konjunkturbericht veröffentlicht. Sie mahnt mehr Hilfe für Entwicklungsstaaten an.

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Die Weltbank will offenbar die reichen Länder in die Pflicht nehmen. Denn: Immer mehr arme Länder würden eine 'Politik der nachhaltigen Entwicklung' betreiben. Der Holländer Hans Timmer, einer Verfasser des Weltbankberichts, nennt erste Ergebnisse: "Im Durchschnitt aller Entwicklungsländer sehen wir in den letzten zehn Jahren eine Verbesserung der volkswirtschaftlichen Situation. Die Inflation und die Staatsverschuldung wurden halbiert."

Einmal Flaute, überall Flaute

Nach der weltweiten Konjunkturflaute macht auch vor den Entwicklungsländern nicht halt. Besonders von Rohstoffexporten abhängige Länder litten unter den fallenden Weltmarktpreisen. Die Preise für Kaffee, Baumwolle, Reis, Soja und Metalle seien teilweise so tief gesunken wie nie zuvor, berichtet die Weltbank. Andere, die ihre Devisen bislang überwiegend durch Touristen verdienten, wurden durch den Reiseeinbruch nach den Terroranschlägen vom 11. September getroffen.

"Hilfe zur Selbsthilfe" am sinnvollsten

Zu Beginn, in den 50er und 60er Jahren, habe man sich stark of zentral geplante Entwicklung konzentriert. Die Umsetzung im Detail war nicht sehr effektiv. In den 80er Jahren vertraute man stark den Kräften des freien Marktes und reduzierte die Rolle der Regierungen, was eine logische Reaktion auf die Ansätze der 50er und 60er Jahre war. Aber auch das funktionierte nicht wirklich. In den letzten zehn Jahren hat man sich auf die Zusammenarbeit mit den Regierungen
konzentriert, ihnen die Verantwortung für die jeweilige Politik und deren Umsetzung überlassen und die Hilfe auf jene Regierungen konzentriert, die dabei erfolgreich waren.

Hohes Wirtschaftswachstum vorausgesagt

Die Weltbank, einer der wichtigsten internationalen Kreditgeber, rechnet in diesem Jahr in den Entwicklungsländern mit einem Wachstum von drei Prozent, im nächsten Jahr mit fünf Prozent. Dagegen werden
die reichen Länder laut Prognose nur um 0,8 Prozent wachsen. Die Weltbank fordert die reichen Länder auf, ihre Märkte zu öffnen und die Entwicklungshilfe aufzustocken. Insbesondere der Zugang zu den Agrarmärkten sollt erleichtert werden.

Rückgang der Finanzhilfen

Die langfristigen Kapitalflüsse in ärmere Länder sinken seit fünf Jahren. Im vergangenen Jahr waren es 234 Milliarden Dollar, schreibt die Weltbank, 30 Milliarden Dollar weniger als im Jahr davor und mehr als 100 Milliarden Dollar weniger als im Rekordjahr 1997. Die Entwicklungshilfe sei im vergangenen Jahr ein Fünftel niedriger gewesen als 1990.