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Wie hilft Deutschland in Nepal?

Sabrina Pabst 28. April 2015

Der Flughafen von Kathmandu ist überlastet, die Straßen sind versperrt. Deutschland hat zahlreiche Helfer ins Katastrophengebiet geschickt - doch sie kommen nur langsam voran, so vergeht kostbare Zeit.

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Deutsche Rettungskräfte suchen die Ruinen in Kathmandu nach Überlebenden und Verletzten ab. (Foto: Reuters/W. Rattay)
Bild: Reuters/W. Rattay

Die ersten deutschen Mitarbeiter von Malteser International sind in Kathmandu angekommen. Eine halbe Tonne Medikamente haben sie mitgebracht. Dem Notfallmediziner Frank Marx des Malteser International Erkundungsteams bietet sich kurz nach seiner Ankunft im Krisengebiet ein verheerendes Bild. "In Kathmandu ist die Altstadt zerstört. Hier gab es sehr viele Backsteinbauten, die zusammengebrochen sind. In den überfüllten Krankenhäusern werden die Verletzten behandelt."

Kathmandu konnten er und sein Team noch nicht verlassen. Die wertvollen Informationen über die Situation außerhalb der nepalesischen Hauptstadt würde er von Touristen, die in der deutschen Botschaft Zuflucht gesucht haben, erhalten. "In den Ortschaften, die 40 oder 80 Kilometer um Kathmandu herum liegen, sind die Gebäude total zerstört. Ganze Straßenzüge, ganze Ortschaften sind dem Erdboden gleichgemacht. Eine medizinische Versorgung gibt es nur ansatzweise. Insbesondere mangelt es dort an Medikamenten und es fehlt an Strom, Wasser und Toiletten." Das Problem sei, dass zwar die großen Fernstraßen inzwischen geräumt sind, aber die Erreichbarkeit der kleineren Ortschaften sei noch längst nicht gegeben. "Hier müssen wir Geduld haben", sagt Marx, der sich derzeit in der deutschen Botschaft in Kathmandu aufhält.

Der Notfallmediziner Dr. Frank Marx von Malteser International beugt sich über eine Landkarte und hat einen kleinen Laptop in der Hand (Foto: Malteser International)
Mediziner Frank Marx bereitet sich auf seinen Kriseneinsatz vorBild: Malteser International

Hilfe kommt verzögert an

Aufgrund schlechter medizinischer Versorgung und fehlender hygienischer Mittel könnten sich in dem Katastrophengebiet Seuchen ausbreiten, heißt es in einigen Medienberichten. Das kann Mediziner Frank Marx nicht bestätigen. Er nimmt an den UN-Koordinationstreffen teil und berichtet: "Von Seuchen wurde dort noch nicht gesprochen." Laut nepalesischer Experten, stünden ganz andere Themen im Vordergrund. "Primär geht es um die Versorgung", so Marx.

"Unsere Mannschaft hat eine lange Zeit in Delhi auf den Weiterflug gewartet und ist endlich in Kathmandu gelandet", berichtet Einsatzleiter Michael Lesmeister von der deutschen Katastrophenhilfe International Search And Rescue Germany der Deutschen Welle. Die Hilfsgüter und 52 I.S.A.R.-Helfer - darunter Rettungshundeführer, Experten für die Suche nach Verschütteten und Mediziner - wurden mit einer Sondermaschine am Sonntag nach Neu Delhi geflogen. Die Hilfsgüter können auf dem relativ kleinen Flughafen von Kathmandu nur verzögert abtransportiert und verteilt werden. Das führt dazu, dass Hilfsmannschaften über 90 Minuten über dem Flughafen kreisen müssen, um landen zu können. Im schlimmsten Fall müssen sie sogar nach Indien zurückkehren.

Deutsche Hilfsorganisationen vor Ort

I.S.A.R. schickte zwei Gruppen in das Katastrophengebiet: Eine Bergungsmannschaft und ein medizinisches Team. Die entsprechenden Helfer, Rettungshunde und 15 Tonnen Hilfsgüter waren schnell einsatzbereit. Dass ihre umfangreiche Hilfe sofort benötigt wird, war Lesmeister nach den ersten Medienberichten klar. "Als wir hörten, dass es ein Beben mit der Stärke 7,8 in der Region und dann relativ nahe an der Oberfläche war - da war mir schon klar, was passiert ist und wir haben die Mannschaft dementsprechend informiert." Auch weitere deutsche Hilfsorganisationen haben Einsatzkräfte und Material auf den Weg gebracht.

Die Hilfsorganisation Misereor stellt eine Soforthilfe von 100.000 Euro bereit. Sie soll für die Basis-Versorgung eingesetzt werden, also Notunterkünfte, Lebensmittel, Wasser, Hygieneartikel und gesundheitliche Betreuung. Und auch die Caritas hat nach eigenen Angaben bereits 100.000 Euro für die schnelle Versorgung bereitgestellt.

Das Auswärtige Amt steuert zunächst 2,5 Millionen Euro bei. Es finanziert auch einen Hilfsflug des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), der in dem Erdbebengebiet erwartet wird. An Bord sind 60 Tonnen Hilfsgüter im Wert von 670.000 Euro, darunter Zelte, Decken, Hygienepakete, Küchensets, Wasserkanister sowie eine Trinkwasseraufbereitungsanlage des Technischen Hilfswerks (THW). Gerade Trinkwasser wird nun in dem vom Erdbeben betroffenen Gebiet benötigt. Ein vierköpfiges THW-Vorausteam ist außerdem am Montagnachmittag in Kathmandu angekommen. Es soll unter anderem die deutsche Botschaft bei der Koordinierung und Lageerkundung unterstützen.

Nepal Rettungsaktion nach Erdbeben in Kathmandu (Foto: Danish Siddiqui/Reuters)
Mit den Händen graben nepalesische Einsatzkräfte im Schutt nach Überlebenden.Bild: Reuters/D. Siddiqui

Unterstützung durch deutsche Botschaft

Wie ein Sprecher des Auswärtigen Amtes mitteilte, bemühen sich das Auswärtige Amt und die deutsche Botschaft mit Hochdruck um Aufklärung über den Verbleib von deutschen Staatsangehörigen, die sich zum Zeitpunkt des Erdbebens in Nepal aufgehalten haben. Einige haben ihr Quartier auf dem Gelände der deutschen Botschaft aufgeschlagen. Wie ein Sprecher des Auswärtigen Amtes berichtete, schlafen aktuell etwa 50 Menschen, darunter auch einige Angehörige anderer Nationen, auf dem Botschaftsgelände. Aus Sorge vor weiteren Nachbeben sei generell die Empfehlung gegeben worden, im Freien zu übernachten, sagte der Sprecher.

Frank Marx von Malteser International wird jetzt ein Lagebild erstellen. Anschließend wird klarer sein, welches Personal und welches Material er sinnvoll wo einsetzen kann und wofür die Spendengelder effektiv genutzt werden können.