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Ruhe vor dem Sturm

8. Juni 2013

Regierungschef Erdogan forderte sie auf, ihre Demonstrationen zu beenden und nach Hause zu gehen. Tausende Türken versammelten sich aber erneut zu einem Protest-Zeltlager im Zentrum Istanbuls. Und es werden immer mehr.

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Friedliche türkische Demonstranten im Istanbuler Gezi-Park (foto: AFP/Getty Images)
Bild: Aris Messinis/AFP/Getty Images

Die dauerhaften Widerstandskampagnen in europäischen Hauptstädten gegen Arbeitslosigkeit und soziale Not, aber auch der so genannte "Arabische Frühling" machen in der Türkei Schule. Was als Umweltprotest begann, hat sich zu einer breiten Bewegung gegen die islamisch-konservative Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan und gegen Polizeigewalt ausgeweitet. Seit dem frühen Morgen strömen wieder ganze Heerscharen von Demonstranten zum Istanbuler Taksim-Platz, dem Zentrum des Protests: sie bringen Lebensmittel und Decken zum Protestcamp mit, denn sie rechnen mit einem langen Kampf für ihre Rechte.

Die Demonstranten trotzten damit der Aufforderung Erdogans vom Freitag, die Kundgebungen sofort einzustellen. "Noch vor einer Woche hätte ich mir nicht vorstellen können, in Istanbul draußen auf der Straße zu schlafen", sagte zum Beispiel die 22-jährige Aleyna. "Jetzt weiß ich nicht, wie ich jemals wieder zurückgehen soll". Proteste oder Unruhen gefielen ihm im Grunde nicht, meint ihr Mitstreiter Emre, aber er möchte die "Botschaft vermitteln, dass der Regierungschef nicht alles machen kann, was er will".

Auch in einer Reihe anderer türkischer Städte sind Aufmärsche geplant. Aufsehen erregte der Aufruf der sonst unversöhnlich verfeindeten Istanbuler Fussballvereine Galatasaray, Fenerbahce und Besiktas zu einer gemeinsamen Kundgebung.

"Keine Shopping Mall"

Die Protestwelle hatte vor einer Woche nach einer gewaltsamen Polizeiaktion gegen Demonstranten begonnen, die ein Bauprojekt im Gezi-Park am Taksim-Platz verhindern wollten. Während Erdogan an dem Umbau festhalten will, versicherte der Istanbuler Bürgermeister Kadir Topbas jetzt immerhin, es würden keine Einkaufszone und keine Hotels in dem Park errichtet.

Erdogan traf führende Politiker seiner islamisch-konservativen Partei AKP zu einer Krisensitzung. Die Proteste seien "unter Kontrolle", es werde keinerlei vorgezogene Neuwahlen geben, weder auf lokaler noch auf nationaler Ebene, hieß es im Anschluss lediglich.

SC/rb (rtre, afp, dap, NYT)