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Erdöl-Staaten ohne Wachstum

Klaus Ulrich 13. Juni 2005

In rohstoffreichen Ländern Asiens und Afrikas herrschen oft Not und Elend. Statt für Entwicklung und Bildung werden Einnahmen für das Militär ausgegeben. Doch es gibt auch positive Beispiele.

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Bohrplattform im nigerianischen Niger-DeltaBild: AP

Wird in einem Land Öl gefördert und exportiert, fließt Geld zurück. Also müsste ein angemessenes Wirtschaftswachstum vorprogrammiert sein. In vielen Fällen geht aber genau diese Rechnung nicht auf. "Man könnte meinen, dass ein Land, das große Rohstoffeinnahmen hat, deshalb auch sehr reich ist. Das ist häufig leider nicht der Fall. Stattdessen herrschen Korruption und Verteilungskampf. Und häufig wird nicht mehr investiert, wenn man glaubt, man hat sichere Einkünfte", sagt Hubertus Bardt vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln.

Barth ist der Frage nachgegangen, warum sich für viele erdölexportierende Länder das schwarze Gold eher als Fluch denn als Segen erweist. Er sieht die Hauptursache darin, dass sich die meisten Länder zu sehr auf die Rohstoffe konzentrieren und vergessen, dass sie mit anderen Dingen auch Geld verdienen müssen.

Bildung und Entwicklung werden vernachlässigt

Unter den Staaten der Organisation Erdölexportierender Länder (OPEC) brachten es im Jahr 2002 nur zwei auf ein Pro-Kopf-Jahreseinkommen von mehr als 20.000 US-Dollar - nämlich Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate. Nigeria und Sambia dagegen konnten nicht einmal die Marke von 1000 Dollar je Einwohner erreichen. Barth sieht dafür gleich mehrere Gründe: "Militärausgaben sind deutlich höher in rohstoffreichen Ländern wie beispielsweise denen der OPEC. Bildungsausgaben sind niedriger, Forschung und Entwicklung werden vernachlässigt."

So wurden in den OPEC-Ländern von 1988 bis 2001 durchschnittlich gut sechs Prozent des Bruttoinlansprodukts für militärische Zwecke ausgegeben. In anderen Entwicklungs-, Schwellen und Transformationsländern lag die Ausgabenquote für den Militärbereich bei unter drei Prozent. Reichhaltige Bodenschätze bergen die Gefahr, dass Regierungen Missstände nicht beseitigen. Bürokratische Lasten nehmen zu, Standortnachteile entstehen. Hinzu kommt eine sich immer mehr ausbreitende Korruption.

Ein Stück vom Kuchen wollen fast alle

"Korruption ist eines der größten Probleme rohstoffreicher Länder. Man kann sich vorstellen, dass Begehrlichkeiten geweckt werden, wenn da plötzlich viel Geld vorhanden ist. Jeder probiert ein Stück von dem Kuchen zu bekommen, jeder probiert den Staat, der die Hoheit über das Geld hat, so zu beeinflussen, dass er selber davon profitiert. Das ist dann Korruption", meint Wissenschaftler Barth.

Es gibt aber auch positive Entwicklungen in Öl-Ländern, die bisher Probleme hatten, meint Wirtschaftsexperte Bardt, und führt die Vereinigten Arabischen Emirate an. Dubai beispielsweise versuche Tourismus zu fördern, indem große Hotels gebaut werden und Urlaubsparadiese entstehen. Hier wolle man diversifizieren und das sei genau der richtige Weg - damit aus dem vermeintlichen Fluch des schwarzen Goldes letztlich doch ein Segen wird.