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Erfolg für E.ON

31. Januar 2003

Der zweitgrößte Energiekonzern der Welt hat es geschafft. Nach monatelangem Ringen übernimmt E.ON die Kontrolle bei der Ruhrgas AG und steigt damit zum führenden Gasimporteur auf.

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Am Ziel: E.ON kauft RuhrgasBild: AP

Nach einer außergerichtlichen Einigung zogen am Freitag (31.1.2003) neun E.ON-Konkurrenten ihre Beschwerden gegen die Fusion vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht zurück. Damit wurde die Ministererlaubnis für die Fusion rechtskräftig. E.ON-Chef Ulrich Hartmann betonte: "Die Einigung mit den Klägern ermöglicht es uns, die Ruhrgas-Übernahme kurzfristig perfekt zu machen. Beim Ausbau unseres Gasgeschäfts können wir jetzt durchstarten und so im Wettbewerb mit den anderen großen europäischen Gasunternehmen mithalten." Vor diesem Hintergrund seien die Zugeständnisse an die Kläger vertretbar.

Der in Düsseldorf ansässige E.ON-Konzern ist das zweitgrößte Energieunternehmen der Welt nach dem französischen Staatsriesen EDF. Mit der Übernahme des führenden deutschen Gasimporteurs Ruhrgas steigt E.ON gemessen am Energieumsatz sogar zur Nummer 1 auf. Strom und Gas bilden schon jetzt das Kerngeschäft des Düsseldorfer Konzerns.

Zugeständnisse an Kläger

E.ON bezifferte allein die Kosten für die Einigung mit sechs der neun Kläger auf rund 90 Millionen Euro. Diese Summe setze sich aus Strom- und Gaslieferungen, der Abgabe von Anlagen und Beteiligungen, Marketingzuschüssen und sonstigen Geldleistungen zusammen. Der Einigung waren tagelange Verhandlungen zwischen E.ON und seinen Konkurrenten über einen Ausgleich für mögliche Wettbewerbsnachteile vorausgegangen.

E.ON werde die Ruhrgas-Anteile von RAG noch am Freitag übernehmen und sich damit die Mehrheit am Gaskonzern sichern, hieß es in Düsseldorf. Auch die von Shell und ExxonMobil gehaltenen Beteiligungen sowie die Anteile anderer Aktionäre werde E.ON kurzfristig erwerben. In letzter Minute gelang es dem größten deutschen Energiekonzern damit doch noch, sein seit rund zwei Jahren verfolgtes Ziel zu verwirklichen, die Ruhrgas zu übernehmen und damit zur unangefochtenen Nummer eins auf dem Gasmarkt aufzusteigen.

Rechtzeitige Einigung

Die Rücknahme der Beschwerden erfolgte nur eine Stunde vor dem Termin, an dem der Kartellsenat des Düsseldorfer Oberlandesgerichts seine endgültige Entscheidung über die Gültigkeit der Ministererlaubnis mitteilen wollte. Das Gericht hatte die Ruhrgas-Übernahme zunächst in einer Einstweiligen Anordnung untersagt. Es galt als wahrscheinlich, dass das Gericht diese Haltung auch im Hauptverfahren bestätigen würde.

Wichtig ist die rasche Einigung auch für den Essener Bergbaukonzern RAG. Das Unternehmen kann sich im Tausch gegen seine Ruhrgas-Anteile die Mehrheit am weltgrößten Spezialchemieanbieter Degussa sichern und erhält damit ein starkes und zukunftsträchtiges Standbein - abseits des traditionellen und chronisch subventionsbedürftigen Kohlebergbaus. Das öffentliche Übernahmeangebot wäre um 24.00 Uhr MEZ abgelaufen. Auf Kritik stieß die Einigung dagegen bei Verbraucherschützern. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen sprach von einem "Rückschlag für einen fairen Wettbewerb und für die Verbraucher". Die Einigung könne das Entstehen übermäßiger Marktmacht nicht verhindern. Die Zeche werde der Verbraucher zahlen.