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Erfolg trotz wahrer Rechenkünste

Peter Philipp, z.Zt. Madrid24. Oktober 2003

Die zweitägige Irak-Geberkonferenz ist am Freitag (24.10.) mit einem eindeutigen Signal zu Ende gegangen: Eine breite Mehrheit der Völkergemeinschaft ist an der schnellen Erholung Iraks interessiert.

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Die Madrider Geberkonferenz war nicht ein Gipfel der Verzagten, wie manche Kritiker in voreiliger Häme erklärt hatten. Sie hatten darauf angespielt, dass ein Reihe von Staaten ganz offensichtlich kein Interesse hatten, Geld oder - genauer gesagt: mehr Geld für den Wiederaufbau des Irak zu geben. Natürlich gab es diese Unwilligen, in erster Linie Deutschland, Frankreich und Russland. Natürlich ist auch keine Deckung des prognostizierten Finanzbedarfs von 56 Milliarden Dollar für die nächsten vier Jahre erreicht worden, aber das hatte auch niemand erwartet. Die Geberkonferenz war dennoch ein Erfolg.

Sie war ein Erfolg, weil sie beeindruckend festgestellt hat, dass eine breite Mehrheit der Völkergemeinschaft daran interessiert ist, dass der Irak sich schnell erholt und dass er Mitglied der freien Welt wird. Dabei kam es wie Haarspalterei vor, dass einige Zauderer weiterhin argumentierten, die Normalisierung im Irak müsse vor jeder weiteren Unterstützung des Landes stehen. Hinter solch einem Argument stand ganz offensichtlich der Wunsch, nicht nachträglich den Irakkrieg zu legitimieren, indem man amerikanisch organisierte Wiederaufbaumaßnahmen unterstützt oder den von den Amerikanern eingesetzten Regierungsrat in Bagdad. Ein Argument, das seit der Sicherheitsrats-Resolution 1511 ohnehin weitgehend entkräftet ist, denn diese sieht vor, dass die Hilfe mehr unter die Kontrolle der Weltbank und der Vereinten Nationen kommt.

Geber sind keine Putzfrauen

Wer weiterhin so argumentiert, der verkennt auch, dass die Geber nicht als die "Putzfrauen" auftreten, die nach dem amerikanischen Krieg Trümmer und Dreck wegräumen sollen. Die Bedürfnisse des Irak rühren nicht allein von diesem Krieg her, sondern von drei Jahrzehnten brutalster Gewaltherrschaft, von einem jahrelangen und auszehrenden Krieg gegen den Iran und den Folgen des Kuwaitkrieges 1990 bis 1991. Und natürlich auch von den Sanktionen, die die Welt in der Folge gegen das Land verhängt hatte.

Es gibt keinen Vergleich in der Weltgeschichte. Aber trotzdem: In Deutschland dauerte es nach dem Zweiten Weltkrieg vier Jahre, bis wieder freie Wahlen abgehalten werden konnten. Im Irak vermissen die Kritiker solches bereits nach ein paar Monaten. Vieles geht heute schneller als früher, aber: Der Irak wird kein freier und demokratischer Staat, wenn man ihm dabei nicht hilft. Das ist die Botschaft von Madrid.

Um dies zustande zu bringen, haben zwar viele Länder wahre Rechenkünste vollbracht. Besonders, wenn es darum ging, bescheidene Beträge hochzurechnen. Wie die Hilfe konkret aussieht, ist aber vielleicht sogar nebensächlich. Das meinte auch US-Außenminister Colin Powell. Hauptsache, es wird geholfen. Die USA geben am meisten, für sie steht aber auch am meisten auf den Spiel. Aber Kreditzusagen anderer Länder sind wahrscheinlich ebenso wichtig wie das Angebot des Iran, beim Export irakischen Erdöls zu helfen.