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Serie «Doping - der große Sumpf?»

Tobias Oelmaier 29. Juli 2008

Der Radprofi Tom Simpson, die Leichtathletinnen Florence Griffith-Joyner und Birgit Dressel – die wohl bekanntesten Todesfälle von Sportlern im Zusammenhang mit Dopoing. Doch die Dunkelziffer ist viel, viel höher.

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Florence Griffith-Joyners große Stunde schlug bei den Olympischenm Spielen 1988 in Seoul. Die US-Leichtathletin gewann Gold mit der 4 x 100 m Staffel, Silber mit der 4 x 400 m Staffel und Einzelgold über 100 m und 200 m. Der Abstand zur Konkurrenz war so groß, daß Dopinggerüchte nicht lange auf sich warten ließen. Allerdings waren alle Proben, die während ihrer aktiven Laufbahn genommen wurden, negativ. Das Bild zeigt Griffith-Joyner im 200-m-Semifinale von Seoul. .(AP Photo/Lennox McLendon)
Florence Griffith-Joyner bei den Olympischen Spielen in Seoul (1988) - Als sie 1998 im Alter von nur 38 Jahren unerwartet starb, flammten die Doping-Gerüchte wieder auf.Bild: AP

Jedes Jahr sterben unzählige Profi- und Breitensportler am Missbrauch von Medikamenten, nur weil sie damit ihre Leistung steigern wollten. So warnt die Nationale Antidoping-Agentur NADA vor den beträchtlichen Nebenwirkungen verschiedener Präparate und Wirkstoffgruppen, die zum Teil nicht mehr rückgängig zu machen sind.

Anabolika zum Beispiel führen zu Akne und Wassereinlagerungen im Gewebe. Das ist noch vergleichsweise harmlos. Über längere Zeit und in höheren Dosen angewendet, drohen aber auch Arterienverkalkung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Herzinfarkt. Leberschäden, Prostata- und Brustkrebs sind weitere Risiken, die die Doper eingehen. Der ehemalige Bodybuilder Jörg Börjesson nahm Anabolika, bis er von den Nebenwirkungen ausgebremst wurde. Beim Training schoss ihm Fontäne Blut aus der Nase. Seine Brust vergrößerte sich, so dass er operiert werden musste. Knapp 400 Gramm geschädigtes Brustdrüsengeweben wurden entfernt.

Verweiblichung statt männlicher Attribute

Damit ist Börjesson kein Einzelfall. In der Bodybuilderszene ist das Phänomen der Verweiblichung der Brust durchaus bekannt. Bei Frauen kann Anabolika-Doping genau die gegenteilige Wirkung haben: Vermännlichung. Bartwuchs, tiefe Stimme, Unfruchtbarkeit. Und beide Geschlechter betreffend: die psychischen Folgen, der so genannte roid-rage, ein Wahn, der Wut gegen sich und gegen andere hervorruft. Bei Jugendlichen können Anabolika die Wachstumsphase vorzeitig beenden.


EPO bringt mehr Sauerstoff – aber auch den Tod

Auch das im Ausdauersport missbrauchte EPO hat schwerwiegende Nebenwirkungen: Verschlammung des Blutes. Thromben, also Verklumpungen, Infarkte können die Folge sein. Bei der Einführung des EPOs seien, so bestätigt Deutschlands bekanntester Dopingjäger Professor Werner Franke, 28 Radsportler an den Folgen verunglückt.

Das Wachstumshormon HGH kann zu krankhaftem Wachstum der Organe führen. Es droht der Herztod. Betablocker, die vor allem im Schießsport Anwendung finden, wirken vor allem am Herzen. Rhythmusstörungen und Angina Pectoris drohen.


Lebensgefahr durch Aufputschmittel

Stimulanzien, hierzu zählen Amphetamine, Kokain oder Ecstasy, provozieren einen Blutdruckanstieg und die Überhitzung des Körpers. Sie sorgen dafür, dass der Sportler an seine geschützten Reserven herankommen kann, die eigentlich nur unter Todesangst freigesetzt werden sollen. Professor Mario Thevis, Dopingexperte an der Deutschen Sporthochschule Köln, warnt, dass der Körper dafür nicht konzipiert sei. Kollaps und sogar Tod könnten die Folgen der Grenzüberschreitung sein.

Bleiben noch die Gefahren von Gen-Doping. Die sind bislang nur zu erahnen. Da Nachweise über die tatsächliche Anwendung von Gen-Doping noch nicht gesichert vorliegen, ist über die Nebenwirkungen nichts bekannt. Allerdings droht besonders in einem so frühen Stadium der Genforschung der totale Kontrollverlust. Mechanismen, die durch Genmanipulation erst einmal angekurbelt sind, könnten nicht mehr zu stoppen sein. Die Folgen sind unabsehbar.