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Behindertensport in Deutschland

17. Januar 2011

Die Paralympics 2010 waren die erfolgreichsten Olympischen Winterspiele, die das deutsche Team je bestritten hat. Der Behindertensport ist auf absolutem Weltniveau angekommen – aber auch in der Gesellschaft?

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Das deutsche Team bei der Eröffnung der Paralympics in Turin +++(c) dpa - Report+++
Bild: picture-alliance/dpa

Die Entwicklung im Behindertensport in Deutschland ist in den letzten Jahren zweifelsfrei ständig nach oben gegangen. Auch Dank der medialen Präsenz, meint Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS). Aber er fügt auch hinzu: "Der Behindertensport ist noch lange nicht da, wo er hingehört." Und so nimmt Friedhelm Julius Beucher auch jede Gelegenheit wahr zu werben, die Leistungen von Menschen mit Handicap noch mehr wahrzunehmen. "Seht diese Menschen. Seht was sie können!"

Nachwuchsförderung ist schwierig

Der Präsident des Deutschen BehindertensportverbandesFriedhelm Julius Beucher mit Michael Vesper und Willy Bogner Foto: Tobias Hase dpa/lby +++(c) dpa - Bildfunk+++
DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher (M.)Bild: picture-alliance/dpa

Das Hinsehen dürfe aber nicht erst bei internationalen Wettkämpfen und im Hochleistungssport beginnen, so Beucher. Die Wahrnehmung von Menschen mit Behinderung müsse in der Mitte der Gesellschaft anfangen. Hier gebe es noch zu viele Hindernisse. "Das ist nicht nur die fehlende Barrierefreiheit, um eine Halle zu erreichen als Rollstuhlfahrer, wo die kleinste Stufe schon unüberwindbar ist". Man komme in die meisten Sporthallen immer noch nur über Treppen.

Es sei aber letztlich die Summierung von Hemmnissen, also auch fehlende Angebote in Schulen und Vereinen, die die Nachwuchsförderung von sportbegeisterten Kindern und Jugendlichen mit Handicap erschweren. Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung ist für ihn, "dass wir jetzt nach Jahrzehnten `Jugend trainiert für Olympia`endlich auch `Jugend trainiert für Paralympics`haben."

Fehlende Anerkennung

Einer der es geschafft hat, bis in die Weltspitze des Sports vorzustoßen, ist der beinamputierte Leichtathlet und mehrfache paralympische Goldmedaillengewinner Wojtek Czyz. Trotz allem was er persönlich erreicht hat, sieht er in der Anerkennung der sportlichen Leistung im Behindertensport noch Verbesserungsmöglichkeiten.

Traurig stimme ihn, so der Sportstudent aus Köln, zum Beispiel die unterschiedliche Bewertung einer Goldmedaille – bei Paralympischen Spielen und den Olympischen Spielen. "Eigentlich gibt es in Deutschland das Bestreben als behinderte Person gleichberechtigt zu sein", sagt Wojtek Czyz, "aber meiner Meinung nach sind wir da in Deutschland noch lange nicht angekommen".

Mehr Unterstützung wünschenswert

Behindertensportler Wojtek Czyz Foto: Louisa Gouliamaki dpa
Wojtek Czyz ist einer der erfolgreichsten deutschen BehindertensportlerBild: dpa

Mit mehr als 530.000 Mitgliedern ist der Deutsche Behindertensportverband der größte der Welt. Nicht nur die internationalen Erfolge deutscher Athleten seien damit ein deutlicher Hinweis, so Friedhelm Julius Beucher, dass Menschen mit Handicap in Deutschland den Wunsch hätten, Sport zu treiben. "Ich strebe Gleichbehandlung an - zumindest eine Annäherung - damit wir keine klaffenden Unterschiede mehr haben".

Dafür ist Geld nötig. Und das sei in Deutschland auch ein Verteilungsproblem, meint der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes. Natürlich könne man nicht alles öffentlich einfordern, bei immer geringeren zu verteilenden Mitteln. Deshalb brauche man mehr Partner, auch in der Wirtschaft, "um einen Sport optimal zu gestalten und so zu organisieren, wie es notwendig wäre - auch um den internationalen Hochleistungs-Stand zu halten".

Autorin: Mara Thellmann
Redaktion: Wolfgang van Kann