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Erfolgreich und umstritten - Karl Diehl mit 100 Jahren gestorben

19. Januar 2008
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Er war ein ebenso erfolgreicher wie umstrittener Unternehmer: Der Nürnberger Industrielle Karl Diehl ist am Samstag im Alter von 100 Jahren gestorben. Der von ihm aufgebaute und heute von seinen Söhnen geleitete Diehl-Konzern zählt mit einem Umsatz von 2,2 Milliarden Euro und weltweit mehr als 11.000 Mitarbeitern zu den größten deutschen Rüstungsproduzenten.

Erst vor rund fünf Jahren hatte Diehl den Aufsichtsratsvorsitz im Unternehmen abgegeben, und bis zuletzt war der Seniorchef präsent. Diehl galt als freigiebiger Mäzen mit großem sozialen Engagement. Heftig umstritten war aber zeitweise seine Rolle im Nationalsozialismus. Die Aufrüstung während der Nazi-Zeit machte das Unternehmen zu einem der wichtigsten deutschen Rüstungsproduzenten.

Der als kriegswichtig eingestufte Betrieb produzierte millionenfach Aufschlagzünder und Patronen. Dabei wurden auch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiterinnen eingesetzt. Als ihm die Stadt Nürnberg 1997 die Ehrenbürgerwürde verlieh, kamen Einzelheiten aus der Nazi- Zeit ans Licht. Dies führte zu heftigen Protesten. Diehl selbst suchte den Dialog mit überlebenden Zwangsarbeiterinnen und zahlte freiwillig Entschädigungen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg baute Diehl die teils zerstörte Firma wieder auf und hielt sie zunächst mit allen denkbaren Aufträgen wie der Zerlegung von Flugzeugschrott oder der Umformung von Stahlhelmen zu Haushaltsgeräten über Wasser. Bereits Mitte der 1950er Jahre wandte er sich erneut der Rüstungsproduktion zu, ließ für die Bundeswehr Panzerketten, Munition und Waffensysteme fertigen.

Mit der Fertigung von Zündern und Lenkflugkörpern zählt Diehl nach wie vor zu den wichtigsten Ausrüstern der Bundeswehr und der NATO-Streitkräfte. Etwa ein Drittel der Erlöse entfällt auf die Wehrtechnik. Auch als Airbus-Zulieferer spielt Diehl eine bedeutende Rolle.