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Erfolgreiche "Entwurfsfabrik"

3. Januar 2005

Er hat in Berlin den Flughafen Tegel projektiert und den Lehrter Bahnhof, das Nationalmuseum Chinas und die Hafencity in Luchao: Meinhard von Gerkan. Der Stararchitekt wird am 3. Januar 70 Jahre alt.

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Innovativ, aber nicht überkandidelt: die Dresdner Bank in BerlinBild: dpa Zentralbild


Meinhard von Gerkan kann sich ein bisschen wie der "Architekt des Modernen China" fühlen: Nach den Plänen seines Büros von Gerkan, Marg und Partner (gmp) entstehen in China Kirchen, zwei Messen sowie die Luchao Harbour City für 300.000 Einwohner. Kurz vor Weihnachten 2004 gewann das zudem den Wettbewerb für das "Grand Theater" im chinesischen Qingdao. Jetzt dürfen sie dort einen Kulturkomplex mit drei Sälen für 3300 Zuschauer bauen. Und bis 2007 wird das Prestige-Objekt des neuen chinesischen Nationalmuseums in Peking nach den Plänen der Hamburger errichtet.

Deutschland Architekt Meinhard von Gerkan
Der Hamburger Architekt Meinhard von GerkanBild: dpa Zentralbild
Meinhard von Gerkan, Luchao Harbour City
Meinhard von Gerkan: Luchao Harbour CityBild: GMP, H. Leiska

"Wir versuchen, jede Entwurfsaufgabe auf möglichst wenige Kernfragen zu verdichten, um darauf die selbstverständliche Antwort zu finden", charakterisiert v. Gerkan das Konzept seines Büros. Nicht nur in China, sondern auch in Deutschland ist er präsent: Der Musik- und Kongresshalle in Lübeck, die neuen Flughäfen in Hamburg und Stuttgart, der Lehrter Bahnhof in Berlin, die Dresdner Bank am Pariser Platz oder auch das neue Hörsaal- und Seminargebäude der Technischen Universität Chemnitz: Meinhard von Gerkans Bauten wirken trotz viel Glas und Stahl nicht abweisend. Seine Arbeiten sind eine Kombination aus zeitlos modernen Elementen mit subtilen modischen Zugeständnissen. Sie sind diskret elegant und in der Form eher zurückhaltend.

Dresdner Bank am Pariser Platz, Architekt Meinhard von Gerkan
Dresdner Bank in Berlin: Eine frei in den Raum aufsteigende Glas-Stahl-Treppe setzt einen besonderen architektonischen Akzent.Bild: AP

Meinhard von Gerkan stammt aus dem lettischen Riga, wuchs nach der Flucht aus dem Osten als Waise in Hamburg auf, studierte erst Jura und Physik, ehe er ins Architektur-Fach wechselte. Zusammen mit seinem späteren Partner Volkwin Marg gewann er schon als Student für andere Architekten Wettbewerbe, ehe die beiden den Grundstein für das erfolgreiche Büro gmp legten. Das Büro hat eine lange Tradition. Vor 40 Jahren gewannen sie gegen prominente Konkurrenz den Wettbewerb für den Flughafen Berlin-Tegel. Mehr als 160 erste Preise haben gmp seitdem eingeheimst.

Meinhard von Gerkan: Bauten in Chemnitz und München
Meinhard von Gerkan: Bauten in Chemnitz (Hörsaal- und Seminargebäude) und München (Fußballstadion, in Planung)Bild: AP

Unter der Regie von Volkwin Marg entstanden eher bodenständigere Projekte wie das Hanse-Viertel in Hamburg oder die Neue Messe in Leipzig. Meinhard von Gerkan setzt eher auf Neuartiges. Heute zählt sein von einigen als "Entwurfsfabrik" geschmähte Architekturbüro etwa 300 Beschäftigte, hat mehrere Außenstellen und den Stammsitz an der Elbchaussee in Hamburg. Dennoch ist von Gerkan kein "Star-Architekt", sondern eher öffentlichkeitsscheu.

Computeranimation, Modell der Luchao Harbour City von Meinhard von Gerkan
Modell der Luchao Harbour City von Meinhard von GerkanBild: GMP, P. Wels

Besonders stolz ist v.Gerkan auf den Erfolg in China. Als erstes Architekturbüro aus Europa konnte sich gmp dort 1999 mit einer Ausstellung präsentieren. Das neue Nationalmuseum in China wird die Dimensionen einer riesigen Messehalle haben, 24 Meter hoch und größer als drei Fußballfelder. "Wir mussten dem angrenzendem gigantischem Platz des Himmlischen Friedens etwas entgegensetzen", sagte von Gerkan. Er habe Alt und Neu mit Analogien zur historischen Tempel-Architektur zu einem sinnfälligen Ganzen zusammengefügt. "Mir ist es wichtig, dass sich die Leute in dem Neubau wohlfühlen und einen Zugang zu ihrer eigenen Kultur finden." (arn)