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Erfolgreicher Abschied als Bundeshauptstadt

Klaus Ulrich2. April 2004

Mit dem Berlin/Bonn-Gesetz wurde im April 1994 der Umzug der deutschen Hauptstadt von Bonn nach Berlin geregelt. Für Bonn bedeutete dies einen radikalen Strukturwandel. Bilanz nach zehn Jahren: Der Wandel ist gelungen.

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Grund zur Freude im Bonner RathausBild: presse

Ende 2004 wird er leer und aufgebraucht sein - der "finanzielle Ausgleichstopf", mit dessen Hilfe der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn der Wegzug der Regierung nach Berlin versüßt wurde. Der Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Tilo Braune, blickt zufrieden zurück auf 10 Jahre Ausgleichsvereinbarung: "Ich denke, wir können auf eine sehr erfolgreiche Bilanz des Bonn-Berlin-Ausgleichs - der Ausgleichsmaßnahmen für Bonn - zurückschauen."

Wirtschaftsstadt

Immerhin, so Braune, seien in den vergangenen Jahren 2,8 Milliarden D-Mark, das wären 1,43 Milliarden Euro, für Bonn ausgegeben worden, um den Strukturwandel hin von der reinen Politik-Stadt zu einer modernen zukunftsfähigen Wirtschaftsstadt hinzubekommen. "Und ich glaube, das ist gelungen", sagt der Politiker.

In Bonn haben weiterhin sechs Ministerien ihren ersten, die übrigen elf ihren zweiten Dienstsitz. Am Rhein sind 11.500 Beschäftigte der Bundesregierung tätig, in Berlin sind es 8300. Immer wieder haben führende Politiker versichert, einen "Rutschbahneffekt" der am Rhein verbliebenen Ministerien an die Spree werde es nicht geben. Und in der Tat: es sind einige Spitzeninstitutionen in Bonn angesiedelt.

Wissenschaftsstadt

"Ich bin überzeugt", sagt Braune, "dass Bonn in den letzten fünf, sechs Jahren den Strukturwandel hin zu einer modernen Wissenschaftsstadt geschafft hat. Wir haben hier die Groß-Ansiedlungen Telekom, Deutsche Post und ähnliches, wir haben das wissenschaftliche Forschungsprojekt 'Caesar'. Ich glaube, es ist gelungen, zu zeigen, dass Bonn mehr ist als nur ehemaliger Bundeshauptstadt, sondern es ist ein moderner Lebens- und Arbeits-Standort in mitten vom Herzen Europas - und das ist gut so."

UNO-Stadt

UN Haus Carstanjen in Bonn
UN Haus Carstanjen in BonnBild: UNCCD

Mittlerweile hat sich Bonn zur einzigen UNO-Stadt in Deutschland entwickelt. Mehr als 600 Mitarbeiter in zwölf Einrichtungen der Vereinten Nationen sind am Rhein beschäftigt. Es werden noch mehr erwartet. Aus den Bundesländern wurden 21 Behörden mit rund 7000 Mitarbeitern nach Bonn verlagert, darunter der Bundesrechnungshof, das Bundeskartellamt und das Bundesversicherungsamt.

"Vorzeigbar"

Bei der praktischen Umsetzung der "Ausgleichsvereinbarung" standen vor allem die Arbeitsplätze in der Bonner Region im Mittelpunkt. Braune: "Das ist herunter gebrochen worden auf viele Einzelmaßnahmen. Wir haben mehr als 1000 Maßnahmen finanziell unterstützt. Wir gehen davon aus, dass etwa 2000 neue Arbeitsplätze hier in der Bonner Region geschaffen worden sind und gleichzeitig etwa 17.000 gesichert werden konnten. Ich denke, das ist vorzeigbar."

Braune ist sicher, dass es in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland kein Projekt gebe, das mit der "Ausgleichsvereinbarung" für Bonn vergleichbar wäre. "Das ist absolut einmalig, was hier für Bonn geleistet worden ist."