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Erfolgreicher Klimaschutz durch Grubengas

Ralf Köpke4. April 2005

Wer beim Ruhrgebiet an Energie denkt, hat nur einen Energieträger im Sinn: Steinkohle. Kaum bekannt ist, dass es Untertage noch eine zweite Energiequelle gibt: Methanhaltiges Grubengas.

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In diesem Heizkraftwerk wird mit Grubengas gefeuertBild: dpa

Grubengas ist ein Energieträger mit zwei Gesichtern: Die Kumpels unter Tage fürchten das Gasgemisch, da es bei nicht ausreichender Zufuhr von Frischluft zu Explosionen führen kann. Das Grubengas lässt sich aber auch in Motoren und Turbinen zu Strom und Wärme umwandeln.

Das ist bis vor fünf Jahren kaum passiert. Das Grubengas entschwand an die Oberfläche und gelangte so in die Atmosphäre - eine ökologisch bedenkliche Nachlässigkeit. "Im Grubengas sind große Anteile von Methan enthalten. Methan ist ein klimaschädliches Gas. Experten sagen, dass es ein 21-fach stärkeren Treibhausgas-Effekt hat als Kohlendioxid," erklärt Ernst-Günter Weiß, Grubengas-Experte der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen.

Weil die Klimaforscher vom International Panel on Climate Change (IPPC) vor einer weiteren Zunahme von Kohlendioxid und Methangas warnen, hat der deutsche Bundestag gehandelt. Vor fünf Jahren beschloss die rot-grüne Regierungsmehrheit das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Damit werden nicht nur Windturbinen und Solaranlagen gefördert, sondern auch die Nutzung von Grubengas.

Gute Taten, gut bezahlt

Damit das untertägige Grubengas auch genutzt werden kann, bedarf es einer bergbaurechtlichen Bewilligung. Diese Lizenz stellt Ernst-Günter Weiß von der Abteilung Bergbau und Energie aus, dem früheren Landesoberbergamt in Nordrhein-Westfalen. 69 Bewilligungen hat Weiß bislang erteilt. Die Grubengasnutzung ist so zu einer der erfolgreichsten Klimaschutzmaßnahmen in Nordrhein-Westfalen geworden.

Und für den RAG-Konzern zu einer netten Einnahmequelle. Das Tochterunternehmen Steag ist mit weitem Abstand Marktführer bei der Grubengas-Nutzung im Ruhrgebiet. An die 600 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren die Grubengas-Anlagen der Steag. Die Kilowattstunde wird dank des Erneuerbare-Energien-Gesetzes mit etwa sieben Cent vergütet, sprich: so kommt ein Umsatz von rund 40 Millionen Euro zusammen.

Bergbauländer spielen nicht mit

Da die Grubengas-Felder in Nordrhein-Westfalen fast alle verteilt sind, ist die Steag auch an Geschäften mit dem Methangas im Ausland interessiert. Erste, lose Kontakte hat das Unternehmen bereits geknüpft. Wolfgang Röhner von der Steag: "Wir sind auf internationalen Messen in China, Ukraine und Russland zugegen, um das Konzept Nordrhein-Westfalen anzubieten."

China, Ukraine und Russland sind alle klassische Bergbauländer. Auch Polen oder Tschechien wären dankbare Abnehmer für Grubengasanlagen. Warum die Steag aber noch mit keinem Projekt im Ausland erfolgreich war, erklärt Wolfgang Röhner so: "Die Thematik wird dadurch erschwert, dass die Finanzierung und die wirtschaftlichen Randbedingungen vorher geklärt sein müssen."

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die Röhner anspricht, das ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Solch eine Regelung mit festen Tarifen für die Stromeinspeisung würde auch der Grubengas-Nutzung im Ausland auf die Sprünge helfen. Immerhin gibt es das deutsche Fördergesetz schon in Ländern wie Brasilien, Spanien oder Frankreich. Aber noch in keinem der genannten Bergbauländer.