1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ermittlungen zu Mord an Juden in Jedwabne werden noch in diesem Quartal eingestellt

27. Januar 2003
https://p.dw.com/p/3D22

Warschau, 22.1.2003, GAZETA WYBORCZA, poln.

Die Ermittlungen über den Mord an Juden in Jedwabne im Jahr 1941 werden vom Institut für Nationales Gedenken (IPN) noch in diesem Quartal eingestellt. Die Einstellung erfolgt, weil keine anderen Täter ermittelt wurden als die, die sich schon nach dem Zweiten Weltkrieg vor Gericht verantworten mussten. Ferner gibt es keine ausreichenden Beweise, um andere Personen anzuklagen.

"Ich rechne fest damit, dass die Entscheidung über die Einstellung der Ermittlungen bis Ende März d. J. unterzeichnet wird, es sei denn, dass es noch neue außergewöhnliche Erkenntnisse in dieser Sache gibt", sagte Radoslaw Ignatiew, ermittelnder Staatsanwalt des IPN während einer Sitzung der Sejmkommission für die Justiz.

Radoslaw Ignatiew erklärte außerdem, dass 95 Prozent der Dokumente, die die Einstellung der Ermittlungen begründen, bereits fertig seien. Er selbst warte noch auf Dokumente von Yad Vashem sowie auf die Aufzeichnungen des Gespräches mit einem Zeugen aus Argentinien.

Der leitende Staatsanwalt des IPN, Witold Kulesza, erklärte, dass man in den Archiven des deutschen Fernsehens einen Film gefunden habe. Ein Zeuge aus Dänemark sagte, dass dieser Film während des Mordes in Jedwabne von deutschen Soldaten gedreht worden sein könnte. Es erwies sich jedoch, dass dieser Film erst nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion irgendwo in der Ukraine gedreht wurde.

Der Mord in Jedwabne erweckte öffentliches Aufsehen, nachdem Jan Tomasz Gross im Jahre 2000 ein Buch unter dem Titel "Nachbarn" veröffentlichte, in dem der Autor die These aufstellte, dass dieser Mord durch die polnischen Nachbarn verübt worden sei und dass dabei 1 600 Juden ums Leben gekommen seien. Dieses Buch löste die seit vielen Jahren wichtigste Debatte über die polnisch-jüdischen Beziehungen aus.

Anhand der seit August 2000 durchgeführten Ermittlungen wurde vom IPN festgestellt, dass dieser Mord von einer Gruppe von Bewohnern des Ortes Jedwabne in der Region Lomzynskie (Ostpolen - MD) verübt wurde, der mindestens 40 Personen angehörten. Diese Gruppe "spielte dabei die entscheidende Rolle". Das Institut für Nationales Gedenken nimmt an, dass es zu diesem Mord aufgrund von deutscher Inspiration kam, obwohl die Rolle der Deutschen nicht vollständig aufgeklärt wurde.

Nach der Exhumierung der Leichen in Jedwabne im Jahr 2001 stellte das IPN fest, dass die Zahl der Opfer viel niedriger war, als von Jan Tomasz Gross angegeben. Es handelt sich wahrscheinlich um 200 bis 300 Personen. Die genaue Zahl der Opfer sollte jedoch erst in dem Abschlussdokument über die Einstellung der Ermittlungen angeben werden. (...) (Sta)