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Erneut Entführungen im Irak

24. Juli 2004

Seit Beginn der Entführungswelle im Irak sind erstmals ein ausländischer Diplomat sowie ein wichtiger irakischer Regierungsmitarbeiter verschleppt worden. Neue, noch unbekannte Gruppen bekennen sich zu den Aktionen.

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Die Besatzungstruppen sind gegen die Entführer machtlosBild: AP


Am Samstag (24.7.2004) wurde in der Nähe von Bagdad der Direktor des staatlichen Wiederaufbauunternehmens "Al-Mansou" entführt, wie ein Sprecher des Innenministeriums mitteilte. Am Freitagabend strahlte der Fernsehsender El Dschasira ein Video aus, auf dem ein ranghoher Mitarbeiter der ägyptischen Botschaft vor einer Gruppe maskierter Männer zu sehen ist.


Forderungen der Entführer nicht nachkommen

Der irakische Regierungschef Ijad Allawi hat unterdessen an Ägypten appelliert, den Forderungen der Entführer eines ägyptischen Diplomaten nicht nachzukommen. "Man darf Terroristen nicht nachgeben", sagte Allawi in Damaskus. "Die Reihen müssen geschlossen bleiben. Alle zivilisierten Gesellschaften müssen den Terrorismus bekämpfen."

Der ägyptische Außenminister Ahmed Abul Gheit rief die Entführer auf, den Diplomaten sowie einen am Mittwoch entführten ägyptischen Lastwagenfahrer freizulassen. "Wir hoffen, dass die Entführer Toleranz zeigen und den Diplomaten sowie einen anderen ägyptischen Bürger freilassen werden", sagte Abul Gheit in Kairo.

Russland lehnt Truppenentsendung ab

Der irakische Außenminister Hoschjar Sebari forderte die Entsendung russischer Truppen in den Irak. Russland lehnte dies erneut ab. Außenminister Sergej Lawrow sagte seinem irakischen Amtskollegen in Moskau, sein Land sei aber dazu bereit, den Irak über Handelsbeziehungen und den Erlass von Schulden zu unterstützen.

Russland gehörte an der Seite Deutschlands und Frankreichs zu den entschiedensten Gegnern einer Invasion ohne UN-Mandat. Allerdings hatte Präsident Wladimir Putin nach Medienberichten in den vergangenen Tagen mit den USA inoffizielle Gespräche über eine eventuelle Truppenentsendung geführt. Das Außen- und Verteidigungsministerium dementierte dies jedoch heftig.

Ägypten will Irak helfen

Nach Angaben der ägyptischen Botschaft handelt es sich bei dem entführten Diplomaten um Mohammed Mamdu Kotb, der Nummer drei der Vertretung. In der Videobotschaft gab er an, er werde von seinen Entführern "gut behandelt". Zugleich versicherte er, die ägyptische Botschaft würde nicht mit den US-Truppen im Irak zusammenarbeiten. Ihre Aufgabe sei es vielmehr, den "Irakern beim Wiederaufbau ihres Landes zu helfen". Die Geiselnehmer bezeichneten sich selbst als "die Löwen Allahs". Die Entführung sei eine Antwort "auf das Angebot des ägyptischen Ministerpräsidenten Ahmed Nasif, den Irak in Fragen der Sicherheit zu beraten".

Die Regierung in Kairo schloss eine Truppenentsendung in den Irak aus. Die Entsendung ägyptischer Soldaten komme "in keiner Weise in Frage", erklärte Abul Gheit. Allawi hatte arabische Nachbarstaaten aufgerufen, Truppen in den Irak zu schicken, um die Mitarbeiter der UNO nach ihrer Rückkehr zu beschützen. Ägypten hatte daraufhin bereits eine Entsendung von Soldaten abgelehnt, sich aber bereit erklärt, Sicherheitskräfte auszubilden.

Weitere Geiseln

Die Geiselnehmer von sieben weiteren Ausländern - drei indischen, drei kenianischen und einem ägyptischen Lastwagenfahrer - verlängerten ihr auf Freitag festgesetztes Ultimatum laut El Dschasira um zwei Tage. Ihre Entführer hatten am Mittwoch mit ihrer Ermordung gedroht, sollte ihr kuwaitischer Arbeitgeber nicht seine Arbeit im Irak einstellen. Die Gruppe namens "Schwarze Flagge" wollte nach eigenen Angaben alle 72 Stunden eine Geisel hinrichten, bis ihre Forderung erfüllt werde. (ali)