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Erst pusten – dann fahren

1. Juli 2012

Wer sich in Frankreich hinters Steuer setzt, muss künftig einen Alkohol-Schnelltester mit sich führen. Damit soll die Zahl der Trunkenheit bedingten Unfälle reduziert werden. Die neue Vorschrift gilt auch für Touristen.

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Eine junge Frau testet aein Alkoholtestroehrchen (Foto: DAPD)
Bild: dapd

Das Ziel ist klar: Wer etwas getrunken hat, soll den Tester benutzen und danach wissen, ob er noch fahrtüchtig ist. Ab dem 1. Juli gehören sie in Frankreich wie das Warndreieck und der Verbandskasten zur Pflichtausstattung und jeder Auto- oder Motorradfahrer muss sie bei sich führen. Die Regelung gilt auch für Touristen oder bei der schnellen Fahrt zum Einkaufen über die Grenze. Bussgelder werden aber erst ab November fällig.

Das könnte bedeuten, dass nicht mehr die Schlösser an der Loire oder die gotischen Kathedralen zu den meist besuchten Gebäuden in Frankreich gehören, sondern die Apotheken, die dort übrigens "Pharmacie" heißen. Man bekommt die Alko-Tester aber auch in Supermärkten und an Tankstellen. In Deutschland sind sie erst ab Herbst zu haben.

Doch der Hintergrund ist ernst. Alkohol am Steuer ist seit 2006 die Todesursache Nummer 1 auf Frankreichs Straßen. Bei jedem dritten tödlichen Verkehrsunfall hat einer der Beteiligten getrunken. In Deutschland trifft dies auf nicht einmal jeden zehnten Unfall zu. 2011 starben in Frankreich 1150 Menschen an den Folgen von Alkohol am Steuer. Die gesetzliche Grenze liegt wie in Deutschland bei 0,5 Promille.

Hand mit drei Alkoholteströhrchen vor Schrift: France (Foto: DAPD)
In Frankreich nun Pflichtgepäck im Handschuhfach: Alkohol-TeströhrchenBild: dapd

Zweifel am Erkenntniswert

Unumstritten ist die noch von der konservativen Regierung unter Präsident Nicolas Sarkozy verabschiedete Regelung nicht. Kritiker meinen, die meisten Alkoholsünder würden sich trotzdem hinter das Steuer setzen, selbst wenn sie wissen, dass sie zuviel getrunken haben. Ein weiterer Kritikpunkt ist die mangelnde Zuverlässigkeit der Schnelltester. Der deutsche Automobilclub ADAC fand heraus, dass die meisten Röhrchen nur anzeigten, dass überhaupt Alkohol getrunken wurde. Französische Experten weisen zudem darauf hin, dass die ein bis fünf Euro teuren chemischen Tests Hitze und Kälte schlecht vertrügen. Und Elektrogeräte als Alternative kosten leicht mehr als 100 Euro.

Das alles ficht die Befürworter nicht an. Zwei Drittel der Franzosen begrüßen die neue Maßnahme. Sie hoffen, dass die Tester jährlich bis zu 500 Menschenleben retten helfen und ihre Benutzung zu einer ähnlich unspektakulären Angelegenheit wird, wie der Gebrauch von Präservativen.

gmf/SC (dpa, afp)