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KonflikteArmenien

Erste Hilfslieferung in Berg-Karabach angekommen

23. September 2023

Nach Ende der aserbaidschanischen Militäroffensive in Berg-Karabach hat ein erster Hilfskonvoi die umstrittene Kaukasusregion erreicht. Pro-armenische Kämpfer werden von Soldaten Aserbaidschans und Russlands entwaffnet.

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Konflikt in Berg-Karabach
Ein vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz zusammengestellter Hilfskonvoi erreicht Berg-KarabachBild: Irakli Gedenidze/REUTERS

Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP teilte mit, Lastwagen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) hätten über den armenischen Grenzposten Kornidsor Berg-Karabach erreicht. Eine örtliche Sprecherin des IKRK bestätigte demnach, die mit 70 Tonnen Hilfsgütern beladenen Fahrzeuge hätten den "Latschin-Korridor passiert". Sie brächten hauptsächlich humanitäre Güter wie Windeln, Decken und Treibstoff sowie Lebensmittel.

Die Lage in Berg-Karabach sowie die humanitäre Versorgung der Menschen vor Ort hatten zuletzt international Besorgnis ausgelöst. Bundeskanzler Olaf Scholz forderte eine Sicherheitsgarantie für die mehrheitlich armenischen Einwohner der völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehörenden Region. US-Vertreter warfen der autoritären Führung Aserbaidschans unter Präsident Ilham Alijew vor, "eine humanitäre Katastrophe in Berg-Karabach" herbeizuführen.

Eine Sprecherin der pro-armenischen Behörden bezeichnete die humanitäre Situation als "furchtbar". In der Gebietshauptstadt Stepanakert gebe es "keine Elektrizität, kein Gas, kein Essen, keinen Brennstoff, keine Internet- und Telefonverbindung". 

Armenier in Berg-Karabach geben Hunderte Gewehre ab

Aserbaidschan hatte am Dienstag einen breit angelegten Militäreinsatz in Berg-Karabach gestartet, um das inmitten von Aserbaidschan liegende Gebiet zu erobern. Einen Tag später stimmten die in Berg-Karabach lebenden Armenier notgedrungen einer Feuerpause zu. Bei dem Einsatz sollen Hunderte Menschen getötet und verletzt worden sein, darunter auch Zivilisten.

Armenien-Aserbaidschan-Konflikt | Berg-Karabach-Region
Russische Militärfahrzeuge unterwegs in Berg-KarabachBild: Irakli Gedenidze/REUTERS

Armenische Kämpfer begannen laut russischen und aserbeidschanischen Angaben inzwischen damit, ihre Waffen abzugeben. "Im Einklang mit der Waffenruhe-Vereinbarung" vom Mittwoch seien unter der Aufsicht russischer Soldaten in der Konfliktregion erste Waffen sowie Militärtechnik abgegeben worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Neben mehr als 800 Gewehren seien bisher auch 5000 Schuss Munition und sechs gepanzerte Fahrzeuge sichergestellt worden.

Die aserbaidschanische Armee bestätigte die begonnene Entwaffnung pro-armenischer Kämpfer. Es seien bereits "Waffen und Munition beschlagnahmt" worden, sagte ein Armeesprecher vor Journalisten in der Stadt Schuscha südlich der Gebietshauptstadt Stepanakert. Die vollständige Entwaffnung könne aufgrund mutmaßlicher Stellungen pro-armenischer Kämpfer in abgelegenen Bergregionen "einige Zeit in Anspruch nehmen". Die aserbaidschanische Armee arbeite dabei "eng mit den russischen Friedenstruppen zusammen".

Zuvor hatten die pro-armenischen Kräfte bekanntgegeben, mit Aserbaidschan über einen Rückzug ihrer Truppen aus Berg-Karabach zu verhandeln. Diese Verhandlungen dauerten am Samstag an, die vereinbarte Waffenruhe hielt derweil.

Droht ein Exodus aus Berg-Karabach?

Berg-Karabach liegt auf aserbaidschanischem Staatsgebiet, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt und ist zwischen den beiden Ex-Sowjetrepubliken seit langem umkämpft. Die Zehntausenden armenischen Zivilisten in der Region fürchten infolge der jüngsten Entwicklungen, vertrieben oder von den neuen aserbaidschanischen Machthabern unterdrückt zu werden. Die Führung in Baku betonte, die ethnischen Armenier in ihren Staat integrieren zu wollen.

qu/kle (afp, rtr)