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Hotspot auf Lesbos eröffnet

16. Oktober 2015

Zu Hundertausenden kommen Bootsflüchtlinge auf den griechischen Inseln an. Auf Lesbos wurde nun ein Registrierzentrum eingeweiht. Doch schon jetzt scheint klar: Für alle Flüchtlinge reichen die Plätze dort längst nicht.

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EU-Flüchtlingskommissar Dimitris Avramopoulos besucht ein Flüchtlingslager auf Lesbos (Foto: AFP)
EU-Flüchtlingskommissar Dimitris Avramopoulos besucht ein Flüchtlingslager auf LesbosBild: Getty Images/AFP/D. Dilkoff

„Es ist ein wichtiger Start. Wir haben aber noch einen langen Weg vor uns“, so zitiert der örtliche, staatliche Radiosender ERT-Ägäis den EU-Flüchtlingskommissar Dimitris Avramopoulos (Bild oben). Dieser hatte dem Sender zufolge gemeinsam mit dem luxemburgische Außenminister Jean Asselborn den ersten so genannten Hotspot auf der griechischen Insel Lesbos eingeweiht.

445.000 Flüchtlinge in Griechenland

Das Registrierzentrum befindet sich in der Nähe des Dorfes Mória wenige Kilometer nördlich der Inselhauptstadt Mytilini. 53 Experten der Grenzschutzagentur Frontex und ein Fachmann des Unterstützungsbüros für Asylfragen Easo sind dort im Einsatz. Die Frontex- und Easo-Mitarbeiter sollen helfen, die Einwanderer zu registrieren, umzusiedeln oder abzuschieben.

Flüchtlingsboot im Mittelmeer (Foto: picture-alliance)
Flüchtlingsboot im Mittelmeer: Die Ägäis ist eine der Hauptflüchtlingsrouten nach EuropaBild: picture-alliance/AA/A. Mehmet

Die Ägäis ist eine der Routen, über die Flüchtlinge nach Europa kommen. Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) sind auf den griechischen Inseln im Osten der Ägäis, die in der Nähe der Türkei liegen, seit Jahresbeginn mehr als 445.000 Migranten angekommen. Die Mehrheit reist nach Westeuropa weiter. Die von der EU unterstützten Registrierungszentren sollen dabei helfen, den Flüchtlingsstrom nach Europa zu steuern, dies ist insbesondere der Wunsch der westeuropäischen Staaten.

Registrierzentren in Griechenland und Italien

So sollen auch auf den griechischen Inseln Chios, Samos, Leros und Kos demnächst weitere Registrierzentren entstehen. Doch die vorgesehenen Kapazitäten lassen zweifeln, ob sich der Flüchtlingszustrom durch die Hotspots wirklich regeln lässt. Bisher liegen Zahlen von vier der insgesamt fünf Hotspot-Regionen in Griechenland vor. Demnach ist in den Erstaufnahmezentren und "zeitweisen Einrichtungen" Platz für 2000 Flüchtlinge, bis Jahresende sollen 400 weitere Plätze geschaffen werden. Allein im September aber lag die Zahl der in Griechenland neu angekommenen Flüchtlinge bei 49.000.

Auch in Italien sieht es nicht viel besser aus. In den Aufnahmezentren in Italien gibt es Platz für 1500 Menschen, bis Ende des Jahres sollen es 2500 Plätze werden. Angekommen sind laut Frontex in diesem Jahr schon 130.000 Flüchtlinge. Bisher hat auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa nach Angaben der EU-Kommission ein erstes Unterstützungsteam seine Arbeit aufgenommen, mit 42 Frontex- und sechs Easo-Mitarbeitern. Weitere Hotspots sind in den Städten Pozzallo, Porto Empedocle, Trapani, Augusta und Taranto geplant.

Kritik und Widerwillen in Sachen Hotspots

Glücklich sind weder Rom noch Athen mit der Einrichtung riesiger Lager. Auch lässt die Unterstützungsbereitschaft der anderen EU-Staaten zu wünschen übrig. So wurden von den von Frontex und Easo angeforderten 1145 Fachleuten und Grenzschützern nur 129 zugesagt.

Scharfe Kritik an dem Hotspot-Konzept kommt von Menschenrechtsaktivisten. In "riesigen Internierungslagern" sollten "Zehntausende eingesperrt werden", sagt Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt, der darin eine "grobe Verletzung der Menschenrechte" sieht. Überdies werde es viele Flüchtlinge dazu bringen, die Hotspot-Regionen auf unsicheren Wegen zu umgehen.

cw/sti (dpa, afp)