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Erste Frau im Kabinett

15. Februar 2009

Wandel in Saudi-Arabien: König Abdullah ernannte im Zuge einer Regierungsumbildung erstmals eine Frau zur stellvertretenden Ministerin - und setzte konservative Reformgegner ab, darunter den Chef der Sittenpolizei.

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Das Gesicht der Emanzipation: Nura al Fayez (Archiv)
Das Gesicht der Emanzipation: Nura al Fayez (Archiv)Bild: picture-alliance/ dpa

König Abdullah von Saudi-Arabien hat am Wochenende erstmals eine Frau in ein Kabinett geholt. Nura Al-Fayez übernimmt als Vize-Ministerin für Bildung und Erziehung die Zuständigkeit für die Bildungsanstalten für Mädchen. "Dieser Posten ist nicht nur für mich, sondern für jede saudische Frau", sagte die 52-jährige Al-Fayez am Sonntag (15.2.2009) wenige Stunden nach ihrer Ernennung.

Größter Wechsel seit 20 Jahren

Abdullah beim Staatsbesuch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (07.11.2007)
Abdullah beim Staatsbesuch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (07.11.2007)Bild: picture-alliance / dpa

Es ist die erste Regierungsumbildung, seit Abdullah 2005 den Thron bestiegen hatte. König Abdullah berief insgesamt vier neue Minister und besetzte 79 von 150 Sitzen im Beratungsgremium Madschlis el Schura neu. Kommentatoren sprachen vom größten Wechsel seit 20 Jahren in Saudi-Arabien.

Abgesetzt wurde der Chef des Obersten Richterrates, Scheich Saleh el Luhaidan, der als einer der größten Reformgegner gilt. Dieser hatte im vergangenen Jahr mit seiner Äußerung für Aufsehen gesorgt, es sei erlaubt, die Betreiber von Satelliten-TV-Sendern zu töten, die "unmoralische" Sendungen ausstrahlten.

Auch Scheich Ibrahim Al-Geith, der Chef der Kommission für die Verbreitung von Tugend und die Verhinderung von Sünde, eine Art Sittenpolizei, büßte sein Amt ein. Die Religionspolizei hat weitreichende Befugnisse. Sie überwacht, dass Frauen in der Öffentlichkeit so verschleiert sind, wie es das Gesetz vorschreibt. Außerdem überwachen sie das Alkoholverbot und sorgen dafür, dass die Geschäfte und Restaurants des Landes während der Gebetszeiten geschlossen sind.

Nicht arbeiten, reisen, wählen

Saudi-Arabien König Abdullah mit Flagge
Saudi Arabia's Crown Prince Abdullah looks on during a meeting with Russian President Vladimir Putin at the Kremlin in Moscow, Tuesday, Sept. 2, 2003. Abdullah arrived on the first visit to post-Soviet Russia by a Saudi leader, aimed at strengthening Moscow's ties with the Arab world, coordinating oil exports and soothing Russian concerns about alleged funding of Chechen rebels by Saudi charities. (AP Photo/Viktor Korotayev, Pool)Bild: AP

Die in Saudi-Arabien verbreitete Interpretation des Islam sieht eine strenge Geschlechtertrennung vor. Frauen können nicht arbeiten, reisen, heiraten oder Ärzte besuchen, wenn dies nicht von einem männlichen Familienmitglied genehmigt wurde. Auch das Recht auf Autofahren ist umstritten. Staat und Religion sind in Saudi-Arabien nicht getrennt, es gilt das islamische Gesetz Scharia.

Die Berufung von Al-Fayez, die bisher als Beraterin und beim saudischen Institut für öffentliche Verwaltung tätig war, gilt als Meilenstein für die Emanzipation in Saudi-Arabien, wo Frauen nicht wählen dürfen. Mit ihrer Berufung habe der 84-jährige Monarch den Willen bekundet, künftig mehr Frauen in hohe Ämter zu berufen, sagte Fayez.

"Alles fantastisch"

"Das ist alles fantastisch", erklärte Ibrahim Mugaitib von der Organisation Human Rights First Society, die sich seit Jahren für eine Verbesserung der Menschenrechtslage in Saudi-Arabien einsetzt. Internationale Nichtregierungsorganisationen prangern Saudi-Arabien regelmäßig wegen der Vollstreckung der Todesstrafe und wegen der mangelnden persönlichen Freiheiten der Frauen an.

Fayez beendete 1978 ihr Studium an der König-Saud-Universität mit einem Diplom in Soziologie. 1982 schloss sie einen Master für Bildung an der Utah State University in den USA ab. Sie ist verheiratet und hat fünf Kinder. (sam)