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Es bleibt wohl, wie es ist

Heinrich Bergstresser21. April 2003

Der Wahlmarathon in Nigeria dauert noch an. Doch für das Präsidentenamt kamen ohnehin nur zwei Kandidaten in Frage. Deren Chancen auf den Sieg erklärt Heinrich Bergstresser.

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Der alte wird auch der neue: Nigerias Präsident Olusegun ObasanjoBild: AP

Amtsinhaber General a.D Olusegun Obasanjo aus dem christlich geprägten Süden und der ehemalige Putschist General a.D. Muhammadu Buhari aus dem islamisch geprägten Norden waren von den 19 Kandidaten, die sich der Wahl stellten, die beiden einzigen ernstzunehmenden Anwärter auf das Präsidentenamt.

Hat Buhari überhaupt eine Chance?

Angesichts der hohen Hürden, die das Wahlgesetz vorsieht, könnte nur Obasanjo bereits im ersten Wahlgang diese Wahl für sich entscheiden. Denn nur er wäre in der Lage - Dank seines Amtsbonus - genügend Wähler zu mobilisieren, die die Mehrheit der Stimmen und - was genauso wichtig ist - in 24 der 36 Bundesstaaten und der Hauptstadt Abuja zumindest 25 Prozent der abgegebenen Stimmen zu gewinnen.

Ob diese Regelung weise ist, sei einmal dahingestellt. Sie garantiert aber dem Wahlsieger im Vielvölkerstaat Nigeria ein Mindestmaß an Akzeptanz in fast allen Landesteilen. Für den eigentlichen Herausforderer Buhari ist diese Regelung aber wie eine Brandmauer, die er nicht überqueren kann. Denn von Beginn setzte er auf religiöse Ressentiments, und seine Forderung, die Wahlen zu verschieben taten ihr Übriges.

Steht das Ergebnis bereits fest?

Im Prinzip ist die Wahl gelaufen, könnte man sagen. Denn niemand in Nigeria zweifelt ernsthaft an der Mehrheit der Stimmen für Präsident Obasanjo. Und nur der Stolperstein mit den 25% in 24 Bundesstaaten könnte dem Amtinhaber noch einen Strich durch die Rechnung machen, woran aber auch Obasanjo-kritische Kreise nicht wirklich glauben.

Mit einem zuverlässigen Ergebnis ist in diesem von Inkompetenz, ja teilweise chaotischen Vorbereitungen gekennzeichneten Wahlmarathon erst in einigen Tagen zu rechnen. Der Trend zeigt aber bereits jetzt eindeutig in Richtung Obasanjo, und gleichzeitig werden die Stimmen aus den Verliererlagern lauter, die nach einer Wahlannullierung schreien, ein in Nigeria bekanntes Phönomen. Das darf über Unregelmäßigkeiten und sicherlich einige berechtigte Manipulationsvorwürfe nicht hinwegtäuschen, die aber mehr die Parlaments- und Regionalwahlen betreffen, als die Wahl um das höchste Staatsamt.

Gegenkandidat ist keine wirkliche Alternative

Die Wiederwahl von Obasanjo wäre normal, alles andere eine Senasation. An der grundsätzlich instabilen Lage des Landes ändert dies aber nichts und auch nichts an der schwachen Position von Obasanjo. Zu viele Zugeständnisse musste er bereits im Vorfeld der Wahlen machen, um überhaupt wieder aufgestellt zu werden. Aber die Alternative Buhari ist für die große Mehrheit der Nigerianer einfach undenkbar, genauso undenkbar wie ein Putsch der Militärs, selbst wenn das Wahlergebnis von den Verlierern nicht akzeptiert werden sollte.