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"Es geht um Ehre und Stolz"

Baha Güngör26. März 2003

Die irakische Bevölkerung wird nicht so einfach gegen Staatschef Saddam Hussein zu mobilisieren sein wie manche hoffen. Das meint Burcun Imir, die Korrespondentin von CNN-Türk nach ihrer erzwungenen Ausreise aus Bagdad.

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Nach mehr als sechsmonatiger Tätigkeit in der irakischen Hauptstadt sagte Imir im Gespräch mit dem türkischen Programm der Deutschen Welle, die irakische Bevölkerung sei in sich total gespalten: "Es gibt Schiiten und Sunniten, Araber und Kurden und viele weitere religiöse und ethnische Minderheiten. Als Einheit betrachtet geht es allen diesen Gruppen und damit dem irakischen Volk vorrangig um Ehre und Stolz. Damit ist auch erklärt, warum die amerikanisch-britische Propaganda noch nicht gewirkt hat. Das irakische Volk lässt sich nämlich nicht gerne sagen, was sie zu tun hat. Es bleibt dabei, dass das Nein gegen eine amerikanische Besetzung ihres Landes fast automatisch die Parteiergreifung für Saddam Hussein nach sich zieht."

Kampfbereitschaft und Skepsis

Auf die Frage, was die amerikanischen und britischen Bodentruppen im Falle eines Einmarsches in Bagdad erwartet, verweist Imir auf die Kampfbereitschaft der Bevölkerung: "Jedes Haus ist bewaffnet. Es wird äußerst schwer sein, den Widerstand gegen einen Sturz Saddam Husseins mit militärischen Mitteln zu brechen." Zudem herrsche nach den Erfahrungen vom ersten militärischen Vorgehen der Allianz gegen Saddam Hussein vor zwölf Jahren die Auffassung vor, dass die Abdankung des Regimeführers nicht garantiert sei und er sich an Kollaborateuren rächen werde.

Korrespondenten: Potenzielle Spione?

Über ihre Erfahrungen als Journalistin im Umgang mit den irakischen Behörden berichtet Imir, vor dem Krieg habe es keine besonderen Probleme gegeben. "Der gegenseitige Respekt und die Berücksichtigung von Empfindlichkeiten war die Grundlage dafür, dass ausländische Korrespondenten im großen und ganzen nicht behindert wurden." Das änderte sich jedoch mit dem Einschlag der ersten Bomben: "Wir wurden gezwungen, teilweise noch vor dem Ertönen der Entwarnungssirenen Einschlagsorte zu besichtigen und die ersten schlimmen Bilder zu drehen." Inzwischen werde jeder ausländische Korrespondent als ein potenzieller Spion betrachtet. Die Ausweisungen würden zunehmen, fügte Imir hinzu.