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Es geht weiter abwärts

Rolf Wenkel8. März 2003

Man kann es schon fast nicht mehr hören - es bleibt aber dabei: Die Unsicherheit des Irak-Konflikts lähmt die internationalen Aktienmärkte. Das wird verstärkt durch die schlechten Konjunkturdaten aus den USA.

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Es ist zum Haareraufen!Bild: AP

In Übersee deutet alles auf eine anhaltend schwache Entwicklung hin: So war der Index der Einkaufsmanager (ISM) im Februar erneut rückläufig auf nur noch 50 Punkte. Ebenso sind die Absatzzahlen der Automobilbauer trotz massiver Kaufanreize weiter gefallen. Und auch die Veröffentlichung des Beige Book der amerikanischen Notenbank brachte keine neuen Erkenntnisse: Investitionsneigung und Verbraucherverhalten bleiben auf tiefem Niveau. Da es in den letzten Tagen nur wenige neue Unternehmensnachrichten gab, fehlte es der Börse insgesamt an Anregungen, so dass das Kursgeschehen meist zufallsbedingt war.

Anhaltende Unsicherheit

Deutschlands wichtigster Börsen-Index verlor in dieser Woche fast fünf Prozent und markierte bei 2398 Punkten zeitweise den tiefsten Stand seit Mitte März 1996. "Ich sehe keine Besserung in der nahen Zukunft, weil die Konjunktur in Europa schwach und die Nervosität wegen der Irak-Krise hoch bleibt", sagte Fondsmanagerin Beate Merdes von Invesco Asset Management. "Es ist denkbar, dass wir auch in der nächsten Woche neue Tiefstände markieren." Im Rampenlicht der kommenden Woche werden wegen der Vorlage von Geschäftszahlen neben der Telekom und deren Tochter T-Online auch Bayer und Adidas-Salomon stehen. Ein Ende der Talfahrt des Deutschen Aktienindex ist nach Einschätzung von Marktteilnehmern auch in der kommenden Woche nicht in Sicht.

Die anhaltende Unsicherheit an der Börse vor dem drohenden Ausbruch eines Krieges sowie der erwartete Rekordverlust der Deutschen Telekom dürften einer nachhaltigen Erholung entgegenstehen. Bis zu einer Lösung der geopolitischen Fragen dürfte sich an der lethargischen Stimmung auch nichts ändern. "Erst danach", glauben die Analysten der Commerzbank, "werden die sich langsam bessernden Fundamentaldaten vieler Unternehmen und insbesondere die niedrigen Bewertungen deutscher Titel den Märkten neues Leben einhauchen." Am europäischen Rentenmarkt ist der krisenbedingte Kursaufschwung der vergangenen Wochen und Monate ins Stocken geraten.

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Dominierendes Ereignis in dieser Woche war die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank, die mit 25 Basispunkten unter den Erwartungen eines 'großen' Schritts blieb und überwiegend als Enttäuschung empfunden wurde. Offenbar will die Notenbank ihr Pulver noch trocken halten für den Fall eines weiteren Abgleitens der europäischen Konjunktur in die Rezession. Die Anleihekurse, insbesondere von lang laufenden Titeln, zeigten sich von der 'kleinen' Zinssenkung gleichwohl unbeeindruckt - Indiz dafür, dass diese Papiere sehr hoch notieren und kaum noch Aufwärtspotenzial besitzen. Wegen der umgekehrt sehr konkreten Gefahr stärkerer Kursrückgänge empfiehlt die Commerzbank nur noch Papiere mit kürzeren Restlaufzeiten zwischen zwei und vier Jahren.