1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

„Es gibt keine gesunden oder ungesunden Lebensmittel.“

25. Juni 2012

Über den Nutzen eines solchen Chips ein Gespräch mit Prof. Hans-Georg Joost, Direktor des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung DIfE

https://p.dw.com/p/15KhH

DW: Die Aufnahme von Fett kann möglicherweise zu bestimmten entzündlichen Prozessen in unserer Verdauung führen. Muss ich denn jetzt Angst haben beim Hamburger essen?

Hans-Georg Joost: Nein, nicht wegen der Entzündung. Mediziner sagen dazu subklinische Entzündung. Das heißt, man sieht sie an Laborwerten, aber nicht dadurch, dass man Fieber bekommt oder eine allgemeine Reaktion.


Tatsächlich ist doch der Körper auch darauf getrimmt Fett aufzunehmen. Das ist doch eigentlich gut für uns?

Es war für den Steinzeitmenschen besonders gut, weil er das Fett schnell speichern konnte und über den Winter kam. Für uns hat es auch Nachteile, denn eine zu fettreiche Ernährung ist durchaus auch ungesund.

Nun wissen wir, dass das Immunsystem dafür da ist uns vor Fremdkörpern zu schützen. Immer wenn fremde Dinge in uns eindringen, dann springt es an. Wenn ich aber etwas esse, nehme ich ganz viele Fremdkörper in mich auf. Warum läuft das Immunsystem da nicht Amok?

Dieses Phänomen verstehen wir noch nicht gut. Diese Entzündungsreaktion im Darm ist ja eigentlich von der Natur erfunden worden, um uns vor Eindringlingen, also Bakterien zu schützen, die pathogen sein könnten. Es gibt dieses komplexe Wechselspiel zwischen den Deckzellen, den sogenannten Epitelien und den Immunzellen, die dann angelockt werden und die dann diese Angreifer abwehren können. Dazu brauchen wir diese komplizierte, ausgebildete Immunantwort.

Und die macht in irgendeiner Weise eine Unterscheidung zwischen dem, was gut für uns ist z.B. Nahrungsstoffe oder auch gute Bakterien und Dingen, die nicht so gut für uns sind?

Das sollte sie tun. Und die Forschung ist natürlich darauf ausgerichtet, herauszufinden wann es pathologisch wird und wie man das vielleicht verändern kann durch Nahrungsbestandteile.

Wir haben ja gerade im Beitrag gehört, dass ein Chip entwickelt wird, der uns vielleicht irgendwann sagen kann, was gesundes und was weniger gesundes Essen ist. Ist das für sie als Wissenschaftler überhaupt so einfach zu definieren?

Es gibt keine gesunden oder ungesunden Lebensmittel, es gibt nur gesundes oder ungesundes Ernährungsverhalten. Mit anderen Worten, wir sollten vielfältig essen, sehr breit, von allem etwas, wenig, und eine einseitige Ernährung vermeiden.

Und das bedeutet aber nicht, dass man sagen kann ein bestimmtes Nahrungsmittel macht eher krank oder hält uns eher gesund?
 

Mit gewissen Grenzen kann man das tun.

Sagen sie ein Beispiel.

Wir wissen relativ genau, dass Ballaststoffe günstig sind. Sie können dem Darmkrebs vorbeugen und auch Diabetes Mellitus. Wir wissen auch das eine zu fettreiche Ernährung zu Übergewicht führt, und auch sonst zu Herz-Kreislauf- Erkrankungen prädisponiert. Das kann man im Grunde sagen. Das heißt natürlich nicht, dass man nun fettfrei essen solle. Das funktioniert ja auch gar nicht.

Insgesamt muss man sagen die Rätsel in der Ernährung sind größer als das was man weiß?
 

So würde ich es nicht formulieren. Ich würde sagen, es gibt noch genug Rätsel.  Wir werden noch auf lange Zeit zu tun haben.

(Interview: Ingolf Baur)