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"Es gibt zu viele Gegensätze"

Zusammenstellung: Nabil Chbib10. April 2003

Nachdem die amerikanischen und britischen Truppen die irakische Hauptstadt Bagdad unter ihre Kontrolle gebracht haben, beschäftigt sich die arabische Presse am Donnerstag (10.4.) mit der Zukunft des Iraks und der Region.

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Die eher liberale saudi-arabische Tageszeitung AR-RIYAD kritisiert die Nachkriegspläne der USA für den Irak. Diese Situation sei nicht vergleichbar mit der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland. Denn, so das Blatt:

"Damals gab es zwischen Amerikanern und Deutschen keine großen Unterschiede in Bezug auf Religion, Kultur und Gesellschaft. Im Irak ist das vollkommen anders: Es gibt grundsätzliche religiöse, kulturelle und gesellschaftliche Gegensätze zwischen Amerikanern und Irakern. Daher ist die Entscheidung darüber, wer in Bagdad regieren wird, heikel. Und die Siegesfreude der USA kann dazu führen, dass sie den materiellen und strategischen Gewinn, den sie aus dem Krieg gezogen haben, wieder verlieren."

Auch die nationalistische Zeitung AR-RAYA aus Katar lehnt die von den USA geplante Nachkriegsordnung im Irak ab. Das Blatt fordert deshalb:

"Die ausländischen Truppen müssen umgehend abgezogen werden. Die Iraker sollen ihre Führung ohne ausländische Einmischung wählen können. Die Vereinten Nationen müssen dabei eine zentrale Rolle spielen, damit die neue politische Ordnung auch eine neue Legitimität erhält."

Die nationalistische libanesische Zeitung AN-NAHAAR beschäftigt sich mit der Ankündigung der USA, eine Demokratisierung des Irak werde sich positiv auf die gesamte Region auswirken. Das Blatt prophezeit deshalb den Staatschefs der arabischen Welt - Zitat:

"Kein Führer kann überleben, wenn sein Staat einen Umsturz erlebt - es sei denn, er passt sich den inneren Umwälzungen an. Sonst drohen ihm zwei Szenarien: entweder eine fremde Besatzung seines Landes oder Terror - oder auch beides."

Die offiziöse ägyptische Zeitung AL-AHRAM hingegen meint, den USA gehe es nicht um die Demokratisierung des Iraks und anderer Länder in der Region, sondern um eigene Interessen. Zitat:

"Es geht um die Sicherung der Öl-Quellen und der Öl-Märkte. Und es geht um die Sicherheitslage Israels, deren Hegemonie von keiner regionalen Macht bedroht werden soll. Viele in Washington denken, dass dieser Krieg gegen den Irak dem israelischen Premier Ariel Scharon ermöglichen wird, den Palästinensern und den Arabern seinen Willen aufzuzwingen. Ganz so, wie es den amerikanischen Vorstellungen - die mit den israelischen Zielen identisch sind - entspricht."