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"Es sollte nicht sein"

8. Juli 2010

"Enttäuscht" und "verärgert" waren die deutschen Spieler nach dem Aus gegen Spanien. Die Überlegenheit des Gegners erkannten sie an - und bekamen viel Lob von den Verantwortlichen und der Presse.

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Jérôme Boateng und Marcel Jansen (Foto: AP)
Bild: AP

Stimmen vom Spielfeldrand:

Bundestrainer Joachim Löw: "Kompliment an die Spanier. Ich glaube, dass sie Weltmeister werden, sie sind in den vergangenen zwei, drei Jahren die Besten gewesen. Sie sind spielerisch so gut, sie haben uns an die Grenzen gebracht. Die Spanier lassen den Ball so laufen, dass man häufig hinterher rennt. Wir kamen nicht zu den nötigen Ballgewinnen und haben viel Kraft gebraucht."

Spaniens Trainer Vicente Del Bosque: "Ich möchte keine Namen nennen, aber einige Spieler haben heute eine außergewöhnliche Arbeit geleistet. Sowohl in der Abwehr als auch im Angriff. Wir haben noch ein Spiel vor uns, aber derzeit fühlen wir uns mit dem Ball und physisch unglaublich wohl. Das niederländische Team hat bei dieser WM die Werte des holländischen Fußballs sehr gut präsentiert. Es wird ein schweres Spiel."

Philipp Lahm: "Die Enttäuschung ist sehr groß. Wir haben uns viel vorgenommen, es ist uns nicht gelungen. Auf das Spiel um Platz drei habe ich heute überhaupt keine Lust."

Bastian Schweinsteiger
Eine Generation mit Zukunft: Leitwolf Bastian Schweinsteiger kann diese Elf noch weit führenBild: AP

Bastian Schweinsteiger: "Man ist verärgert, wenn man kurz vor dem Finale steht und dann nicht so spielt, wie man es eigentlich vorhatte. Wir sind oft dem Ball hinterher gelaufen. Spanien hat das beste Team der Welt, das hat man heute gesehen."

Manuel Neuer: "In diesem Moment ist die Enttäuschung sehr groß. Wir wissen aber, dass wir ein gutes Turnier gespielt haben. Wir haben zu wenig nach vorne gemacht, uns zu wenige Chancen erarbeitet. Uns hat vielleicht ein bisschen der Mut gefehlt. Wir haben in fast jedem Spiel in der ersten Halbzeit Tore gemacht, dadurch stieg unser Selbstbewusstsein. Das war heute anders."

Marcell Jansen: "Spanien war heute besser. Wir hätten noch etwas mutiger spielen können, auch in der letzten Viertelstunde. Da waren sie wohl etwas platt. Jetzt können wir das Turnier noch vernünftig beenden."

Miroslav Klose: "Wir haben uns zu wenig zugetraut. Ich bin natürlich enttäuscht. Alle hatten gehofft, dass wir ins Finale kommen, das ist uns nicht gelungen. Wir waren viel zu viel mit der Defensive beschäftigt."

David Villa: "Die Seleccion hat heute ihr bestes Spiel des Turniers gezeigt. In den wichtigen Momenten kann sich diese Mannschaft immer noch steigern. In unserer Geschichte hat es das noch nicht gegeben, dass wir in ein WM-Finale einziehen. Wir haben einfach eine tolle Gruppe, die schon bei der EM hervorragende Arbeit geleistet hat. Jetzt wollen wir noch mehr."

Deutscher Fussballfan trauert (Foto: AP)
Trauer: Viele Fans hatten vom WM-Finale geträumtBild: AP

DFB-Präsident Theo Zwanziger: "Ich denke, die Mannschaft hat das gegen einen starken Gegner gegeben, was möglich ist. Die Spanier haben klasse Spieler. Sie waren heute die bessere Mannschaft. Den Ausfall von Thomas Müller hat man heute gemerkt. Aber es ist eine tolle WM. Ich bin traurig für die Mannschaft, aber nicht enttäuscht. Wir sind mit einer ganz jungen Truppe unter den besten vier Mannschaften der Welt. Ihr gehört die Zukunft. Die Spanier sind schon vier Jahre weiter."

Teammanager Oliver Bierhoff: "Es sollte nicht sein. Die Mannschaft hat uns viel Freude gemacht, aber heute war Spanien die bessere Mannschaft. Das Fazit für das Turnier ist dennoch positiv, es steckt unheimlich viel Potenzial in der Mannschaft. Sie hat begeisternden Fußball gespielt."

Ex-Nationalspieler Günter Netzer: "Spanien war die eindeutig bessere Mannschaft, in fast allen Belangen. Wir waren zu passiv, haben viele Bälle verloren und Spanien war technisch besser."

Pressestimmen aus Deutschland:

Bild Zeitung: "Es ist aus! Der Traum vom WM-Titel ist vorbei. Ganz Deutschland ist jetzt traurig. Auf den Fan-Festen im ganzen Land rollen die Tränen. Aber, so hart das ist: Diese Niederlage ist verdient. Und am Samstag gegen Uruguay können wir zumindest noch WM-Dritter werden."

David Villa, Carles Puyol, und Iker Casillas jubeln (Foto: AP)
Schon weltmeisterlich: David Villa, Carles Puyol, und Iker Casillas jubeln.Bild: AP

Die Tageszeitung: "Die deutsche Maschine war abgestorben. Die Musik wurde ganz leise. Aus einer fußballerischen Symphonie wurde ein Krampfspiel und die Deutschen mussten einsehen, dass gegen eine Mannschaft wie Spanien nichts zu erzwingen ist. Die hohen Bälle in den Strafraum, die am Ende auch Mario Gomez, der für Sami Khedira ins Spiel gekommen war, bedeuteten keine Gefahr. Und die Deutschen mussten einsehen, dass es eben nur beinahe gereicht hat in Duell der Finalisten um den Europameistertitel 2008. Doch sie können mitspielen. Diese Erkenntnis werden sie mitnehmen aus dem Turnier. Viel Spaß sei ihr gewünscht beim WM-Abschiedsspiel gegen Uruguay!"

Süddeutsche Zeitung: "Wie demütig die Deutschen ihr Spiel anlegten, zeigt die Tatsache, dass sie lange fast körperlos spielten. Nun ist es nicht ganz einfach, das schnelle Spiel der Spanier mit Härten oder gar Fouls zu unterbrechen, es ist aber nicht unmöglich. Paraguay hatte im Viertelfinale vorgemacht, wie man die Passwirbel durch hartes, aber nicht unfaires Spiel oft unterbindet. Die Deutschen hingegen gerieten immer stärker unter Druck, sie waren immer wieder damit beschäftigt, die Kugel per Befreiungsschlag aus der Gefahrenzone zu befördern. Ihre bisher große Stärke im Turnier, das Umschalten von Abwehr auf Angriff, kam daher kaum zum Vorschein."

Zusammengefasst von Joscha Weber

Redaktion: Andreas Ziemons