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Die "Klimaheldin"

14. Dezember 2010

Sie verhandelte mit Geschick und Entschlossenheit, verzauberte beinahe alle und wurde als "Klimaheldin" gefeiert. Patricia Espinosa, die mexikanische Außenministerin und Vorsitzende des Klimagipfels in Cancún.

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Patricia Espinosa, die mexikanische Außenministerin und Vorsitzende des Klimagipfels in Cancún. (Foto: dpa)
Espinosa - eine geschickte VerhandlungsführerinBild: picture-alliance/dpa

Begeisterung und ein schier niemals enden wollender Applaus für die "Gipfelretterin von Cancún". Der indische Umweltminister Jairam Ramesh nannte sie im Zuge eines Ausbruchs ökologischer Leidenschaft sogar "eine Göttin".

Zu Recht. Denn als man sich zum Ende der Konferenz auf ein vielversprechendes Schutzpaket mit direkten Maßnahmen, konkreten Programmen und Finanzierungen einigte und nur Bolivien hartnäckig seine Zustimmung verweigerte, wusste Espinosa sich durchzusetzen: Konsens bedeutet nicht Einstimmigkeit. Ein Hammerschlag und das Abkommen war verabschiedet.

Punkt, fertig, aus

Die Entscheidung in Cancún wird dem internationalen Recht ohne Zweifel eine Lehre sein. In der Tat hätten die Entscheidungen des Gipfels "per Konsens" getroffen werden sollen. Doch was der bolivianische Delegierte als Einstimmigkeit interpretierte, hieß für Espinosa Konsens: Bis auf ein Land sind alle einverstanden. Punkt, fertig, aus.

"Die Mehrheit der Menschen wird in ihrem gesamten Leben nicht so sehr gelobt werden wie sie an diesem Abend“, sagte der norwegische Premierminister Jens Stoltenberg. In ihrer bisherigen vierjährigen Amtszeit als Außenministerin Mexikos hatte sie nie dermaßen geglänzt. Als Zeichen der Dankbarkeit legte sie während des stürmischen Beifalls in Cancún die Hände aufs Herz.

Die Kunst der Diplomatie

Klimakonferenz in Cancún 2010 (Foto: dpa)
Espinosa brachte alle an einen TischBild: picture alliance / dpa

Sie wurde am 21. Oktober 1958 geboren und ging auf die deutsche Schule Alexander von Humboldt in Mexiko-Stadt. Ihre Offenheit und ihr schlichter Kleidungsstil spiegeln ihre Persönlichkeit wider, fern vom ehrgeizigen Streben nach Ruhm. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. Bevor sie das Amt der Außenministerin antrat, vertrat sie Mexiko als Botschafterin in Deutschland und Österreich. Deutsch spricht sie dementsprechend beinahe fließend.

Die Kunst der Diplomatie erlernte Espinosa am Kollegium von Mexiko, wo sie ihren Bachelor of Arts in International Relations erhielt. 1981 wurde sie im diplomatischen Dienst tätig und war von 1982 bis 1988 Beauftragte der Finanzabteilung für die ständige Vertretung Mexikos bei den Vereinten Nationen in Genf. In der Schweiz schloss sie währenddessen ihr weiterführendes Studium am Genfer Institute of International Advanced Studies mit einem Master of Arts in Internationalem Recht ab.

Von 1993 bis 1997 war sie Diplomatin in der ständigen Vertretung Mexikos bei den Vereinten Nationen in New York. Sie war verantwortlich für die Dritte Kommission der Generalversammlung der UN, die sich unter anderem mit sozialen Themen, wie Drogenhandel, Menschenrechte, Gesellschaftsentwicklung und dem Schutz der Kinderrechte befasst. Während der 51. Legislaturperiode der Generalversammlung der UNO wurde sie zur Präsidentin der Dritten Kommission gewählt, ein Amt, das sie von 1996 bis 1997 inne hatte.

Hillary Clinton und Patricia Espinosa (Foto: AP)
Von Genf bis Washington... Espinosa mit Hillary ClintonBild: AP

Von 1997 bis 1999 war sie Generaldirektorin der regionalen Gremien und Apparate Amerikas sowie nationale Koordinatorin der Rio-Gruppe, des Iberoamerika-Gipfels, des Amerika-Gipfels und des EU-Lateinamerika-Karibik Gipfels.

Botschafterin, Expertin, Ministerin

2001 wurde Espinosa zur Botschafterin gekürt, ein Jahr später zur mexikanischen Botschafterin in Deutschland und anschließend zur Botschafterin in Österreich, mit Zulauf aus der Slowakei und Slowenien. Kurz nach seiner Wahl zum Präsidenten ernannte Felipe Calderón sie im Dezember 2006 zur Außenministerin.

Während eines Besuches des damaligen deutschen Außenministers Frank-Walter Steinmeier 2007 in Mexiko, unterschrieb Espinosa mit ihrem Amtskollegen eine gegenseitige Erklärung für eine umfassende Vertiefung der Zusammenarbeit beider Länder.

Der Vorsitz des Klimagipfels war der Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere. Aber wer ihre Verhandlungsweise und ihr Durchsetzungsvermögen beobachtet hat, weiß, dass Patricia Espinosa in der Lage ist, noch mehr Aufgaben zu bewältigen.

Autor: Pablo Kummetz / JW

Editor: José Ospina-Valencia/ Anne Herrberg