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Estland erteilt Nord Stream eine Absage

27. September 2007

Tallinn hat dem Konsortium Nord Stream im Rahmen des Baus der Ostseepipeline von Russland nach Deutschland keine Forschungsarbeiten in estnischen Gewässern erlaubt – kein Problem, kontert die Gesellschaft.

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Ende 2005 war Baubeginn in RusslandBild: PA/dpa

Die estnische Regierung hat der Gesellschaft Nord Stream die Genehmigung verweigert, in estnischen Gewässern Forschungsarbeiten durchzuführen, die mit der Verlegung der Ostsee-Pipeline zusammenhängen. Das internationale Konsortium hatte sich im Frühjahr an das offizielle Tallinn gewandt, nachdem festgestellt worden war, dass der Meeresgrund in finnischen Gewässern, wo die Pipeline verlegt werden sollte, uneben ist.

"Nord Stream – das ist mehr als eine Gasleitung", heißt es auf der Internetseite des Konsortiums, das bis zum Jahr 2010 Russland und Deutschland mit einer Gasleitung verbinden möchte. Diese völlig neue Route für den Export russischen Erdgases eröffne neue Perspektiven für die Zusammenarbeit zwischen Russland und der Europäischen Union, so die Gesellschaft. Damit sind allerdings einige baltische Länder nicht ganz einverstanden, die von Berlin und Moskau im Jahr 2005, als die Verlegung auf dem Grund der Ostsee beschlossen wurde, einfach übergangen wurden.

Tallinn sagt "Nein"

Seit Ende Mai dieses Jahres hatte die estnische Regierung genügend Zeit, alle Vor- und Nachteile der Forschungsarbeiten in den Gewässern des Landes abzuwägen. Wie aus einer Erklärung des estnischen Außenministers Urmas Paet hervorgeht, hat die Regierung des Landes diese Frage gründlich geprüft: "Das Außenministerium hatte zwei Möglichkeiten für eine Antwort. Grundlage für eine positive Antwort waren die Ergebnisse einer Befragung von etwa 20 Experten verschiedener Ministerien. Schließlich haben wir uns aber entschieden, Nord Stream Nein zu sagen, da der Konzern im Rahmen der Forschungsarbeiten Bohrungen im Meeresgrund durchführen wollte, darunter auch in estnischen Territorialgewässern."

Im Laufe dieser Arbeiten, so Paet, hätte man Daten über den Umfang und die mögliche Ausbeutung von Naturressourcen des Landes sammeln können. Das widerspreche den Interessen Estlands, weshalb die Regierung dem Konzern Nord Stream keine Genehmigung erteilt habe.

Absage ohne Auswirkungen

Bei Nord Stream, dessen Hauptsitz sich in der Schweiz befindet, erfuhr man von der Entscheidung der estnischen Behörden aus der Presse. Der Pressesprecher des Konsortiums, Jens Müller, lehnte Stellungsnahmen mit der Begründung ab, es werde noch eine offizielle Antwort aus Tallinn abgewartet. Er sagte der Deutschen Welle, die Gesellschaft Nord Stream habe mit dem Antrag auf Forschungsarbeiten in estnischen Gewässern lediglich einen Wunsch Finnlands erfüllt. Das Land habe im Rahmen internationaler Beratungen zum Bau der Gasleitung vorgeschlagen, die Verlegung der Pipeline dort zu prüfen, wo es aus ökologischer Sicht am sinnvollsten wäre. Jetzt werde Nord Stream dies nicht machen können, was aber für den Bau der Gasleitung kein Problem darstelle, unterstrich Müller.

Andreas Brenner
DW-RADIO/Russisch, 20.9.2007, Fokus Ost-Südost